24. September 2015
Die Spielregeln beachten
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) e.V. zu möglichen Auswirkungen der aktuellen Volkswagen-Krise auf „Made in Germany“
Kaum ein anderes Thema hat so nachhaltig zum Aufstieg der deutschen Wirtschaft beigetragen wie die Strahlkraft von „Made in Germany“. Die Welt beneidet Deutschland um das Gütesiegel für Autos, Maschinen, Messer, Schrauben, Sicherheit deutscher Fluglinien – alles Zeichen für Qualitätsarbeit, die nicht zuletzt auf deutscher Ingenieurkunst beruht und Vertrauen in Produkte und Dienstleistungen schafft. Beste Technik statt mieser Tricks.
Mit der eingestandenen Manipulation der Abgaswerte durch VW droht jetzt weltweit die Gefahr, dass nicht nur das Image eines deutschen Weltunternehmens stark angeschlagen wird. Auch generelle Unternehmensversprechen wie Kundenorientierung und Umwelt, Recht auf Gesundheit der Menschen sowie Qualität „Made in Germany“ können enormen Schaden nehmen. Verhängnisvoll wäre es, wenn auch der qualitätsbewusste und kundenorientierte, oft inhabergeführte deutsche Mittelstand mit in den Sog dieses Imageverlustes geraten würde. Was am aktuellen Fall Volkswagen erschreckend deutlich wird, ist die Diskrepanz zwischen den Beteuerungen von Qualität und Kundenorientierung und einer realen Kultur und Praxis, die beides völlig konterkarieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) fordert rasche Aufklärung von allen Beteiligten. Dies auch, damit das „Made in Germany“ keinen Totalschaden erleidet. Zwar hängt die Strahlkraft des Gütesiegels nicht ausschließlich von einem einzigen Unternehmen ab, aber wenn ein Stein ins Wasser fällt, zieht er viele Kreise nach sich. VW ist nicht der erste deutsche Konzern, der in eine solche Krise geraten ist. Andere haben vorgemacht, wie ein Ausweg aussehen kann: Auch wenn der Prozess schmerzhaft und langwierig ist, am Ende kann das Vertrauen zurückgewonnen werden. Aber der damit verbundene Wandel muss grundlegend sein.
Das Beispiel zeigt, dass das Umgehen von Qualitätsanforderungen wirtschaftlich nicht nachhaltig ist. Die Lehre: Der Beitrag eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems zum Unternehmenserfolg ist sehr hoch. Wichtiger Erfolgsfaktor ist neben erfüllten Kunden-wünschen, qualifizierten Mitarbeitern und verbesserten Managementsystemen vor allem eine proaktive sowie motivierende Haltung des Managements. Qualitätsmanagement stärkt Unternehmen und Organisationen. Das gilt für den nationalen Wettbewerb, die wachsende Globalisierung, die steigenden Kundenforderungen und die zunehmenden Käuferansprüche an Produkte und Verhalten. Mit dem Einhalten der damit verbundenen Spielregeln hätte sich das Unternehmen diese Krise ersparen können.
Udo Hansen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) e.V.
Über die DGQ
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität prägt und moderiert die praxisnahe Plattform engagierter Fachleute aus allen Unternehmensebenen und Leistungsbereichen zum Thema Qualität. Der Verein mit knapp 6.500 persönlichen und Firmenmitgliedern, darunter etwa ABB, Daimler, Lufthansa, Siemens und 3M, sowie 62 Regionalkreisen bundesweit gestaltet Netzwerke und vergibt Zertifikate für nachgewiesene Kompetenz in Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement. Die DGQ Weiterbildung GmbH qualifiziert jährlich mehrere Tausend Teilnehmer zu Beauftragten, Managern und Auditoren im Qualitäts- und Umweltmanagement sowie in der Arbeitssicherheit. Die DGQ-Forschung erarbeitet in Gemeinschaftsprojekten mit KMU neue Anwendungen für das Qualitätsmanagement.