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3. Dezember 2019

Sino-German Quality Forum beleuchtet die Unterschiede der Qualitätskultur deutscher und chinesischer Unternehmen

Das Verständnis der unterschiedlichen Qualitätskulturen ist ein wichtiger Schlüssel zur Verbesserung der Kooperation deutscher und chinesischer Unternehmen.

So lautete der Tenor des Sino-German Quality Forums am 27. November 2019 in Frankfurt. Die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) und die Shanghai Association for Quality (SAQ) führen diese Form von Kooperationsveranstaltung im jährlichen Wechsel in China und Deutschland durch. Das Sino-German Quality Forum lässt hochrangige Wirtschaftsvertreter und Repräsentanten der Qualitätsinfrastruktur beider Länder zu Wort kommen.

Rund 120 Qualitätsinteressierte nahmen an der Veranstaltung teil, die 2019 zum zweiten Mal in Deutschland stattfand. Das Motto lautete in diesem Jahr: „Qualitätskultur in Deutschland und China – Unterschiede, Herausforderungen und Chancen für Organisationen und Gesellschaft“. DGQ-Präsident Udo Hansen betonte gleich zu Beginn in seinem Grußwort die große Bedeutung der Qualitätskultur und zeichnete die Unterschiede in der Entwicklung beider Länder nach:

„Die Qualitätskultur hat großen Einfluss auf die Qualität von Produkten, Dienstleistungen, Managementsystemen und Prozessen. Der Umgang mit Schnittstellen innerhalb der Organisationen und auch zwischen unterschiedlichen Organisationen wird ebenfalls sehr stark davon beeinflusst. Die Beachtung der unterschiedlichen Qualitätskulturen in Deutschland und China ist für alle betroffenen Industrien unabdingbar, eröffnet aber auch große Chancen für Optimierungen in der Kooperation. Zudem lassen sich an diesem Thema auch sehr gut wichtige Unterschiede zwischen China und Deutschland aufzeigen. Dass auf Initiative des chinesischen Normungsinstituts gerade ein neues ISO-Projekt zum Thema „Qualitätskultur“ gestartet wurde, zeigt wie aktuell das Thema ist.“

Das restliche Vormittagsprogramm war anschließend den chinesischen Referenten vorbehalten. Huang Qinfen, Vizepräsident der Shanghai Association for Quality (SAQ), wies auf die Bedeutung dieses Forums als Plattform für den gegenseitigen Wissens- und Erfahrungsaustausch hin. Anhand einiger Beispiele, darunter gemeinsame Projekte mit dem Hamburger Hafen, verdeutlichte er die Erfolge deutsch-chinesischer Zusammenarbeit.

Auch Huang Guoliang, General Director Quality Development Bureau of State Administration for Market Regulation of People’s Republic of China, betonte den Nutzen einer Zusammenarbeit beider Länder. Aspekte wie Digitalisierung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und geänderte Kundenerwartungen stellten neue Anforderungen an Qualität. Vor diesem Hintergrund böten die sich ergänzenden Qualitätskulturen von Deutschland und China neue Chancen für beide Seiten. You Jianxin, Vizepräsident der SAQ und Professor der Tongji University, legte den Schwerpunkt auf die Digitalisierung. Er machte deutlich, dass die chinesische Gesetzgebung mit der rasanten Entwicklung der Digitalisierung Schritt halten müsse. Die weiteren chinesischen Vorträge beschäftigten sich mit der Bedeutung der Qualität für kleine und mittelständische Unternehmen und stellten das Bauprojekt des Shanghai Towers sowie einen Wasserversorger vor. Auch hier spielte das Thema „Qualität“ eine wichtige Rolle.

(v.l.nr.) Huang Qinfen, Vizepräsident der Shanghai Association for Quality (SAQ), Huang Guoliang, General Director Quality Development Bureau of State Administration for Market Regulation of People’s Republic of China, Udo Hansen, DGQ Präsident, You Jianxin, Vizepräsident der SAQ und Professor der Tongji University.

Nach der Mittagspause berichtet Prof. Dr. Eike Böhm, Chief Technology Officer der Kion Group AG und Vorstandsmitglied der DGQ, wie ein chinesisch-amerikanischer Produkt-Launch in einem deutschen Unternehmen funktionieren kann. Konkret ging es um eine Produktlinie von Gabelstablern für den US-amerikanischen Markt, die in China entwickelt werden sollte. Die Herausforderung bestand darin, verschiedene Qualitätswahrnehmungen und -kulturen der Projektbeteiligten aus China, Deutschland, den USA und Frankreich zu vereinen, um eine hohe Projektqualität zu erreichen.

Danach erläuterte Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Instituts für Normung, warum eine digitale Qualitätsinfrastruktur SMART-Standards benötigt. Er betonte zu Beginn seines Vortrags, dass die deutsche Normungsstrategie immer internationale gegenüber nationalen Standards priorisiere. Es gäbe immer mehr Normen mit einem digitalen Bezug, entsprechend müssten sich immer häufiger Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenfinden, um eine Norm zu entwickeln. Seine Diagnose: Die heutige Qualitätsinfrastruktur ist hochgradig analog, wir brauchen aber eine digitale Qualitätsinfrastruktur – und das auf internationaler Ebene.

Russel Longmuir, Chief Executive Officer der European Foundation for Quality Management (EFQM), berichtete über das neue EFQM-Modell 2020, welches die EFQM im November 2019 vorgestellt hat. Er erläuterte den Entwicklungsprozess und die modifizierte Ausrichtung. So wurden bei der Entwicklung des Modells auch aktuelle Megatrends berücksichtigt. Longmuir hob dabei auch die große Bedeutung der jeweiligen Organisationskultur hervor.

Zum Abschluss des Vortragsprogramms präsentierter Prof. Dr. Dr. h.c. Dietmar Vahs, Managing Partner, Institutsdirektor und Quality-Awareness-Experte, die Ergebnisse einer Studie zum Qualitätsbewusstsein in deutschen Unternehmen. Er nannte die wichtigsten Punkte, die einer starken Qualitätskultur im Wege stehen.

Nach einem Tag voller spannender, abwechslungsreicher und erkenntnisreicher Vorträge, gehörte das Schlusswort wieder dem DGQ-Präsidenten. Sein Fazit des zweiten Sino-German Quality Forum in Deutschland fiel durchweg positiv aus. Das Thema der Veranstaltung sei heute aus verschiedenen Perspektiven behandelt worden. Es freue ihn dabei als Präsident der DGQ besonders, dass sich durch die unterschiedlichen Vorträge immer wieder Qualität als Roter Faden gezogen habe.