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Interview zum FQS-Forschungsprojekt „METIS“: Effektive Bewertung von IT-Werkzeugen für die kollaborative Produktentwicklung

FQS, Forschung, METIS

In der Industrie 4.0 ist die Zusammenarbeit in und von Unternehmen mehr denn je entscheidend für den Unternehmenserfolg. Sie umfasst gemeinsame Aktivitäten, Prozesse und Entscheidungen, die intensive Koordination und Datenaustausch erfordern, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Konfiguration und Optimierung der IT-Infrastruktur und -Tools sind daher entscheidend für effiziente Zusammenarbeit. Dies stellt jedoch für viele KMU eine bedeutende Herausforderung dar.

Im FQS-Forschungsprojekt „METIS – Methodische Konfiguration von Informationstechnik zur Steigerung der Kollaborationsfähigkeit von KMU in der verteilten Produktentstehung“ arbeiten die Wissenschaftler:innen Can Çağıncan (Fachgebiet Qualitätswissenschaft) und Juliane Balder (Fachgebiet Industrielle Informationstechnik) der TU Berlin gemeinsam daran, diese Herausforderungen zu lösen.

Im Interview gewährt Can Çağıncan einen Einblick in die Projektarbeit und zeigt auf, welche Lösungen das Projekt für KMU bereithält.

 

Was ist das Forschungsprojekt METIS und worum geht es in Ihrem Projekt?

Can Çağıncan: Das Forschungsprojekt METIS hat das Ziel, Unternehmen eine Methode zur Analyse, Bewertung und Konfiguration von IT-Tool-Stacks für die kollaborative Produktentwicklung an die Hand zu geben. Ein IT-Tool-Stack ist die Summe aller informationstechnischen Anwendungen eines Bereichs. Wir konzentrieren uns dabei auf KMU und nutzen Software-as-a-Service (SaaS)-Technologien, um maßgeschneiderte IT-Lösungen für eine effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Was hat Sie zu der Entwicklung dieser Methode motiviert? Welche Problemstellung liegt dem Forschungsprojekt zugrunde?

Can Çağıncan: Unsere Motivation entstand aus den Herausforderungen, denen Unternehmen in der Kollaboration in der Industrie 4.0 gegenüberstehen. Aus den Ergebnissen des vorausgegangenen FQS-Forschungsprojektes DIP – Dynamisches Referenzmodell der IT- und Prozessqualität in der digitalen vernetzten Produktentwicklung hat sich gezeigt, dass die zunehmende Digitalisierung und steigende Komplexität von Produkten eine flexible Anpassung der IT-Tool-Stacks erfordern, um erfolgreich mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Dabei spielen SaaS-Technologien eine wichtige Rolle, da sie eine schnelle und kosteneffiziente Anpassung der IT-Systeme und neue Arbeitsweisen in der Produktentwicklung ermöglichen.

Welche Lösung wird im Forschungsprojekt METIS entwickelt, um die genannten Herausforderungen zu bewältigen?

Can Çağıncan: Im Rahmen des Projektes entwickeln wir eine systematische Methode zur kontextabhängigen Analyse, Bewertung und Konfiguration von IT-Tool-Stacks für die kollaborative Produktentstehung. Unsere Methode soll auf einem heuristischen Bewertungsmodell basieren, das Unternehmen eine Bewertung der notwendigen IT-Tool-Stacks ermöglicht.

Welche Zielgruppe soll von den Ergebnissen des Projekts profitieren und welcher konkrete Nutzen ergibt sich für Unternehmen?

Can Çağıncan: Die Ergebnisse werden sowohl den beteiligten Unternehmen als auch KMU zugutekommen. Insbesondere für KMU ergeben sich konkrete Vorteile, da sie durch maßgeschneiderte IT-Lösungen ihre Kollaborationsfähigkeit steigern können, ohne ein eigenes kollaboratives System aufbauen zu müssen.

Können Sie uns einen Einblick in das weitere Vorgehen im Projekt geben?

Can Çağıncan: Das Projekt wird zunächst die gegenwärtige Situation der IT-Tool-Stacks und die maßgebenden Gestaltungstreiber, die zu typischen Projektarchetypen führen, untersuchen. Anschließend werden wir die spezifischen Einflüsse dieser IT-Tool-Stacks sowie möglicher SaaS-Technologien auf die Kollaborationsfähigkeit von KMU analysieren. Das Projekt entwickelt eine Bewertungsheuristik, die auf maschinellem Lernen basiert. Diese Methode wird in Form eines Assistenzsystems als Dashboard implementiert, um den Unternehmen einen niederschwelligen Zugang zu bieten.

Wir laden alle KMU ein, uns in den sozialen Medien zu folgen und an unserer bevorstehenden Umfrage teilzunehmen. Auf diese Weise können KMU maßgeschneiderte Lösungen für sich selbst erhalten und das Projekt unterstützen.

 


Stimmen aus dem Projektbegleitenden Ausschuss:

 

Dr. Marvin Hubl, IT-Innovation, SSC-Services GmbH

Die unternehmensübergreifende Kollaboration informationstechnisch zu ermöglichen, ist eine wichtige Voraussetzung für die effektive und effiziente gemeinschaftliche Produktentwicklung. Als eigentümergeführter IT-Dienstleister unterstützen wir insbesondere KMU umfassend bei der Befähigung zur reibungslosen digitalen Kollaboration, hauptsächlich im Automotive- und Aerospace-Sektor. Ich bin überzeugt, dass die kniffligen Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinschaftlich und mit innovativen Ansätzen zu lösen sind.

Das Projekt METIS untersucht solche innovativen Lösungsansätze zur digital befähigten Kollaboration. Mit unserer langjährigen Erfahrung sind wir Experten für die täglichen Herausforderungen von KMU bei digitalen Kollaborationsprojekten. Als Mitglied des Projektbegleitenden Ausschusses freue ich mich sehr, dass wir unser Know-how einbringen können. Zugleich sind wir dafür dankbar, dass wir durch das Projekt aktiv an neuen, innovativen Lösungen mitwirken können.

 

Über den Interviewpartner:
Can Çağıncan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Qualitätswissenschaft der TU Berlin, Ansprechpartner Forschungsprojekt METIS

 


Über das Forschungsprojekt:
Das IGF-Vorhaben 22534 N der FQS – Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. (FQS), August-Schanz-Straße 21A, 60433 Frankfurt am Main wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebsite der TU Berlin und auf LinkedIn »

Kontakt:
Can Çağıncan
Technische Universität Berlin
Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb
Fachgebiet Qualitätswissenschaft
Pascalstr. 8-9 – 10587 Berlin
E-Mail: cagincan@tu-berlin.de

Über die FQS:
Die FQS – Forschungsgemeinschaft Qualität e. V. (FQS) unterstützt seit 1989 die anwendungsorientierte Forschung rund um das Thema Qualität in Deutschland. Sie versteht sich selbst als Forschungsbereich der Deutschen Gesellschaft für Qualität e. V. (DGQ) und wird von ihr getragen. Die FQS fördert innovative Forschungsideen über das Instrument der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) und des Forschungsnetzwerks CORNET des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Ziele der Förderung sind möglichst anwendungsnahe Forschungsideen, die einen unmittelbaren Nutzen für die Wirtschaft, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), erbringen.

 

Vorstellung der FQS Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. 
Wer ist die FQS Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. und was tut sie? Lernen Sie im Video den Forschungsbereich der DGQ kennen und erfahren Sie von Dr. Christian Kellermann-Langhagen, wissenschaftlicher Geschäftsführer der FQS, wie die FQS arbeitet, welche Themen beforscht werden und wie sich Unternehmen in der FQS beteiligen und von den eingesetzten Förderprogrammen profitieren können.

Kontakt:
FQS – Forschungsgemeinschaft Qualität e. V.
August-Schanz-Straße 21A
60433 Frankfurt am Main
infofqs@dgq.de