23. August 2024
Revision der ISO 14001 – Comittee Draft der überarbeiteten Umweltmanagementsystemnorm in Arbeit
Nach der letzten Überarbeitung der ISO 14001 im Jahr 2015 arbeitet die Internationale Organisation für Normung (ISO) seit September 2023 erneut an einer Revision der Umweltmanagementsystemnorm. Im Juli fand in Bern ein einwöchiges Meeting zur Diskussion und Entscheidung über die zum Comittee Draft (CD) eingegangenen Kommentare statt.
Als ein Vertreter des DIN nahm Thomas Votsmeier, Leiter Normung DGQ, teil. „Es ist immer wieder eine Herausforderung, die große Anzahl und inhaltliche Vielfalt der Kommentare und das unterschiedliche Verständnis von Begriffen so zu handhaben, dass am Ende des Revjsionsprozesses das Verständnis und die Wirksamkeit der Normeninhalte verbessert werden, ohne große strukturelle Änderungen vorzunehmen.”
Aktuell in Klärung befindlich ist die Behandlung folgender Themen basierend auf den eingereichten Kommentaren: Die Verbindung des Umweltmanagementsystems mit der Organisationsstrategie, mit den Geschäftsprozessen, einem integrierten Managementsystemansatz, dem Bereich Change Management und dem Organisationskontext sowie dem Themenkomplex Risiken und Chancen. Auch die Verknüpfung mit anderen Normanforderungen ist zu prüfen. Gleiches gilt für die Berücksichtigung von Lebenszyklusperspektive, Klimawandelanpassung und die Bedeutung von Treibhausgasen sowie weiterer Umweltbedingungen. Weitere Punkte umfassen technische Themen wie die Verbindung mit ISO 14002 – Klima, Abfall, Kreislaufwirtschaft, Chemikalienmanagement –, externer Berichterstattung, Umweltverantwortung, Kultur, Mitarbeiterengagement, ausgelagerte Prozesse und Lieferkette.
Die Aufnahme der geänderten oder ergänzten Inhalte erfolgt im Wesentlichen über Erläuterungen im Annex, zum Teil über Anpassungen von Formulierungen im Anforderungstext. Die überarbeitete Norm wird Ende 2025 erwartet.
Scope der Überarbeitung
Bei der Überarbeitung handelt es sich um eine „kleine“ Revision. Primär geht es um die Anpassung an die Vorgaben der „harmonized structure“. Neue Anforderungen soll die ISO 14001:2025 nicht enthalten. Stattdessen steht eine Auseinandersetzung mit den von der ISO-Arbeitsgruppe AHG 4 empfohlenen Schlüsselthemen und eine Verbesserung der Anleitung in Anhang A im Fokus. Das bedeutet entweder eine Umformulierung der aktuellen Anforderungen und eine Aufnahme von Anmerkungen oder die Verwendung anderer Methoden, um die Anforderungen klarer verständlich zu machen, ohne neue Anforderungen hinzuzufügen. Vorliegende Interpretationen zur ISO 14001:2015 werden im Hinblick auf eine Übernahme in den Anhang ausgewertet.
Hintergrund der Revision
Neben der formalen Anpassung der Norm waren für die Revisions-Entscheidung die vielen Veränderungen von Bedeutung, die sich in den vergangenen Jahren im Umweltbereich ergeben haben und im Rahmen laufender Analysen von der eingesetzten Arbeitsgruppe AHG4 ermittelt wurden. Dazu zählen der Klimawandel, die Ressourcen-Knappheit, die Anwendung erneuerbarer Energien und nicht zuletzt auch die Anforderungen, die sich aus dem Wandel hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) ergeben. Weitere wichtige Themen, die bei der Revision als Input berücksichtigt werden sollen, sind die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN und der Green Deal der EU.
Nächste Schritte
Bis September werden die Kommentare zum CD von der zuständigen Arbeitsgruppe bearbeitet und in einem neuen Entwurf konsolidiert. Dazu finden noch weitere Remote Meetings statt.
Eine Entscheidung über die Art der Veröffentlichung – ob in Form eines Amendments als ergänzendes Dokument zur aktuellen Version der Norm oder eines neuen vollständigen Dokuments mit Integration der Änderungen – steht noch aus. Hintergrund ist, dass der Umfang der Änderungen das Handling dreier Dokumente (14001:2015, AMD1 und AMD2) erschwert.
Bei Vorliegen eines „Draft International Standard” (DIS) voraussichtlich im Herbst / Winter 2024 folgt dann die nächste Kommentierungsrunde mit anschließender Kommentarbehandlung. Unabhängig von der Revision der ISO 14001 werden derzeit Hilfestellungen zur Berücksichtigung der Umweltaspekte in der Normenreihe ISO 14002-1 ff als „technical topics“ weiterentwickelt.
Darüber hinaus erhalten Interessierte im Rahmen eines aktuellen Interviews, das die Leitung der für die Revision der ISO 14001 verantwortlichen Arbeitsgruppe TC 207 SC1 WG 29 mit dem Gastgeber des Meetings bei der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) in Bern geführt hat, einige Insights der Revision.
Die aktuellen Stände aller Normen des für Qualitätsmanagement zuständigen Gremiums ISO TC 176 können Interessierte aktuell hier finden.