Menü

14. Juni 2018

Norddeutscher Qualitätstag: Regionale QM-Tagung bot zum dritten Mal ein abwechslungsreiches Forum für Praktiker

Spannende Keynote-Vorträge, Best-Practice-Beispiele, frei zusammenstellbares Session-Programm und genug Raum für Diskussionen unter Fachkollegen – dies bot am 12. Juni 2018 der Norddeutsche Qualitätstag in Hamburg. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS), der ConSense GmbH, der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg (HAW) und der Zeitschrift „Qualität und Zuverlässigkeit“ gestaltete die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) ein Praxisforum für Qualitätsinteressierte aus der Region. Zum 3. Norddeutschen Qualitätstag trafen sich rund 90 Teilnehmer in den Räumlichkeiten der HAW.

„Im Rahmen unserer Studiengänge an der Fakultät TI erfolgt die Lehre mit einen sehr hohen Praxisbezug. Ein Querschnittsthema wie ‚Qualität‘ wird lebendiger und für Studierende greifbarer wenn praktische Beispiele aus Betrieben vorgetragen und diskutiert werden. Daher freuen wir uns den Norddeutschen Qualitätstag mit zu gestalten und als Gastgeber zu fungieren“, erklärte Prof. Dr. Shahram Sheikhi vom Department Maschinenbau und Produktion an der HAW.

Die Veranstaltung richtet sich an Qualitäts­managementbeauftragte und -manager sowie weitere Interessierte aus diesem Bereich. Die Teilnehmer profitieren von Expertenwissen, einem intensiven branchenübergreifenden Austausch sowie praktischen Tipps für den Qualitätsmanagement-Alltag.

Norddeutscher Qualitätstag schließt Lücke

Die Kooperationspartner haben den Norddeutschen Qualitätstag vor einigen Jahren ins Leben gerufen, da es in dieser Region zuvor kein entsprechendes Format für Qualitätsinteressierte gab. Mit der Verbindung aus einer regionalen Ausrichtung sowie einem konsequent praxisorientierten Ansatz schließt diese Veranstaltung eine Lücke in Norddeutschland.

„Wir engagieren uns als Kooperationspartner beim Norddeutschen Qualitätstag, weil uns aufgefallen ist, dass es keine vergleichbaren Foren oder sonstige Austauschformate zu Qualitätsthemen im Norden gibt“, erläutert Dr. Stephan Killich, Geschäftsführer der ConSense GmbH. „Wir schätzen die offene und intensive Zusammenarbeit der Teilnehmer in den Workshops. Dies zeigt auch, dass wir hier einen großen Bedarf getroffen haben.“

Altan Dayankac, Senior Sales Manager bei der DQS GmbH fügt hinzu: „Das Praxisforum passt als Format sehr gut in die dynamische Region Nord. Sachlich und sehr informativ. Wissenschaft, Praktiker und Experten tauschen Erfahrungen  interdisziplinär über aktuelle  und zukünftige Herausforderungen und Chancen aus.“

Vorträge aus der Praxis – Workshops für die Praxis

Der 3. Norddeutsche Qualitätstag bot ein abwechslungsreiches Programm. Vorträge aus der Praxis setzten die Impulse am Vormittag. Bei den interaktiven Workshops am Nachmittag konnten die Teilnehmer sich dann selbst praxisorientiert einbringen.

Menschlicher Faktor in der Qualitätssicherung

Nach der Begrüßung durch Gastgeber und Veranstalter veranschaulichte Prof. Dr. Shahram Sheikhi anhand eines konkreten Beispiels mögliche Auswirkungen einer falschen Arbeitsbelastung auf die Produktqualität. Im vorliegenden Fall hatte der Mitarbeiter eines Produktionsbetriebs ein menschliches Bedürfnis nicht lang genug zurückhalten können. Aus Gründen der Qualitätssicherung wagte er es aber nicht, sich von der pulverschweißenden Maschine zu entfernen, die in einem festen Ablauf folgte. Um den Rhythmus der Anlage einhalten zu können erleichterte sich der Mitarbeiter genau in den Haufen Pulver, der später für das Pulverschweißen benötigt wurde. Dies führte zu Einschlüssen in der Schweißnaht. Diese Ursache für die deutliche Qualitätsminderung herauszufinden, bedeutete echte Detektivarbeit.



Die Kunst des Nietens im Flugzeugbau

Prof. Dr. Enno Stöver vom Institut für Produktionstechnik an der HAW hatte seine Keynote „Niete dürfen keine Nieten sein“ (vor allem im Flugzeugbau)“ betitelt. Am Beispiel Airbus erläuterte er die zahlreichen Herausforderungen, die sich bei dieser Fügetechnologie gerade in sensiblen Bereichen wie dem Flugzeugbau ergeben. Vielfältige technische, wirtschaftliche und sicherheitsrelevante Aspekte gilt es zu beachten. Seine Einschätzung dazu: „Nieten mag ein wenig old-fashioned anmuten, aber jedes Flugzeug, das momentan fliegt, ist genietet. Und es wird auch noch eine ganze Weile so bleiben.“ Am Ende seines Vortrags gab er einen kurzen Einblick in die Planungen zum Aufbau eines Entwicklungsteams zusammen mit der Luftfahrtindustrie in der Metropolregion Hamburg. Dies umfasst sowohl Aspekte der Auslegung der Nietverbindung und des Installationsprozesses als auch Fragen der Qualitätsprüfung der Nietverbindung und der Automatisierungsmöglichkeiten.

Prozessmanagement als X-Faktor im Milliardenprojekt

Im abschließenden Vortrag des Vormittags ging es um ein Vorzeigeprojekt des Produktionsstandortes Hamburg: den European XFEL. Dabei handelt es sich um einen 3,4 Kilometer langen supraleitenden Linearbeschleuniger. Der weltgrößte Röntgenlaser produziert extrem helle und ultrakurze Lichtblitze, die völlig neue Einblicke in atomare Details und in schnelle Prozesse im Nanokosmos ermöglichen. Frank Eints, Quality Assurance Coordinator am Hamburger Forschungszentrum DESY zeigte auf, wie es durch ein konsequentes Prozessmanagement gelungen ist, das Milliardenprojekt innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens und Budgets zu installieren. Durch gezielte Maßnahmen gelang es, die Installationsgeschwindigkeit um den Faktor 10 zu erhöhen. Eints, der seine Qualitätsausbildung zu großen Teilen bei der DGQ absolviert hat, betonte, dass der entscheidende Hebel nicht daran bestanden habe, die Projektmitarbeiter zum schnelleren Arbeiten anzutreiben. Ein Schlüssel des Erfolgs habe vielmehr darin gelegen, die einzelnen Arbeitsschritte besser zu verzahnen und die Arbeitseinsätze zu optimieren.

Vielseitiges Workshop-Programm

Nachdem die Vorträge die Denkanstöße aus der Praxis geliefert hatten, war bei den anschließenden Workshops die praktische Mitarbeit gefragt. Die Teilnehmer konnten in zwei Runden aus einem breiten Angebot wählen, das sowohl klassische Qualitätsmanagementthemen als auch Aspekte wie Digitalisierung und agile Arbeitsformen umfasste. Nach jedem Durchgang stellten die Teilnehmer die Ergebnisse aus ihrem jeweiligen Workshop vor. Auf diese Weise profitierte das gesamte Plenum von den individuell erarbeiteten Ergebnissen.



Mensch, Kultur und Kommunikation rücken in den Fokus

In den verschiedenen Vorträgen, Workshops und Gesprächen zeigte sich immer wieder ein Ergebnis: Wenn beste Werkstoffe, Anlagen und Methoden zur Verfügung stehen, dann rücken Menschen, Kultur und Kommunikation wieder in den Vordergrund. Hier liegt dann das Potenzial für eine weitere Optimierung und Differenzierung im Wettbewerb. Eine offene und gezielte Kommunikation prägt dabei eine Organisationskultur, die es dem Menschen ermöglicht, die vorhandenen Produktionsfaktoren effizient, effektiv und eigenverantwortlich einzusetzen sowie flexibel auf Veränderung zu reagieren. Dies gilt sowohl für bestehende Anforderungen an Unternehmen als auch für zukünftige Herausforderungen in einer zunehmend komplexeren Welt – eine Perspektive, die im Qualitätsmanagement immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auch in diesem Sinne nahmen die Besucher des 3. Norddeutschen Qualitätstags am Ende dieser erneut gelungenen Veranstaltung zahlreiche interessante Impulse und praktische Hinweise für ihren Arbeitsalltag mit.

Am Ende dieser erneut gelungenen Veranstaltung nahmen die Teilnahme zahlreiche interessante Impulse und praktische Hinweise für ihren Arbeitsalltag mit.

„Das war auch in der dritten Auflage eine rundum gelungene Veranstaltung. Der Norddeutsche Qualitätstag hat sich branchenübergreifend als Fach-Event etabliert“, resümierte Kai-Uwe Behrends, Leiter der DGQ-Geschäftsstelle Hamburg, zufrieden. „Wir wollen ein regionales Forum von Praktikern für Praktiker aus dem Managementsystemumfeld bieten. Das ist der DGQ und den Partnern HAW und Consense GmbH auch in diesem Jahr wieder gelungen.“

Die Planungen für den 4. Norddeutschen Qualitätstag laufen bereits. Als Termin wird der 5. Juni 2019 anvisiert.