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24. September 2015

Auditieren mit Tablet – beste Praxis im Regionalkreis Hamburg

Das Stahlwerk in Hamburg gibt es seit 1969, seit 2007 unter dem Namen ArcelorMittal Hamburg GmbH. Mit der Reife des Marktes stieg die Reife der Organisation, die Produktionsmenge wurde vervierfacht, gleichzeitig die Entwicklung weg von Commodity wie Betonstahl hin zu Gütestählen für Hochtechnologieanwendungen gesteuert. Das kleinste Stahlwerk ist das spezialisierteste – und grünste des Konzerns. Der ISO-9001-Zertifizierung von 1992 folgten Teilführungssysteme in Umwelt, Arbeitssicherheit, Energie- und Nachhaltigkeit. Für alle Bereiche wurden vom Leiter Qualitätsmanagement Dr. Peter Kehl KPI auf höchstem Niveau vorgestellt. Nur plausibel, dass auch für die Arbeitsweise im KVP der Organisation nach neuen Methoden Ausschau gehalten wird.

Das Unternehmen Schnellecke aus Wolfsburg gibt es seit 1939. Es hat sich vom ‚bahnamtlichen Rollfuhrunternehmer ‘zu einem Logistik- und Produktionsunternehmen mit weltweit 18.000 Beschäftigten entwickelt. Qualität und Zuverlässigkeit gaben den Anstoß für die Kunden, Schnellecke immer weitere Teile der Prozesskette automotiver Logistik anzuvertrauen, heute sind eigene Montage- und Produktionswerke integraler Bestandteil der Lieferkette. Unter Führung von Frank Guse (Leiter Konzernbereich Qualität und Umwelt) haben die Mitarbeiter seit etwa 18 Monaten Erfahrungen beim auditieren mit Tablet-Computer gesammelt.

Neben der Fokussierung auf Qualität als Alleinstellungsmerkmal eint beide Unternehmen die Firmenmitgliedschaft in der DGQ – und die Bereitschaft, Wissen und Erfahrung mit der QMunity zu teilen.

Markus Kinds, Regionalbereichsleiter Deutschland/ Indien bei Schnellecke, stellte den mehr als 30 Interessierten die praktische Arbeit mit dem Tablet vor. Die Hard- und Software muss zur Systemlandschaft passen, USB- Anschluss, WLAN und Kamera erleichtern die Arbeit erheblich. Für bestimmte Umweltbedingungen gibt es Schutzhüllen, die eine produktive Begutachtungsarbeit dennoch zulassen. Einen Absturz im Sinne von herunterfallen habe es noch nie gegeben, einen Systemabsturz hingegen schon. Die Schreibarbeit am Tablet erfordere Eingewöhnung, würde aber durch die Vorteile bei weitem aufgewogen.

Als automotives Unternehmen arbeitet Schnellecke seit langem beim Auditieren mit Turtle-Vorgabedokumenten. Diese Grundstruktur (in Tabellen-Daten der Standardsoftware) ermöglicht es, den Prozess, seine Lieferanten und deren Inputs, seine Kunden und deren Outputs mit den Aspekten Menschen, Maschinen, Methoden und Messung auch im Hinblick auf Risiken und Chancen zu begutachten.

Dabei will der Konzernbereich intern nicht allein als ‚Feststeller‘ wirken, sondern ebenso Partner für die Lösung sein. Hier hilft die schnelle und transparente Dokumentation der Audits mit dem Tablet: Der Text einer Feststellung, eines Potenzials, einer besten Praxis, einer Maßnahme kann vor Ort gemeinsam abgestimmt werden. Sobald die Formulierung online ist steht sie im Schnellecke Intranet als auch in einer KaiZen-Datenbank für berechtigte Nutzer zur Verfügung.

Die Fotodokumentation sorgt bei Folgeterminen für Klarheit, eine unschätzbare Ergänzung der in einem international agierenden Konzern ansonsten zwei- oder dreisprachigen Dokumentation. In einigen Kundenunternehmen müsse die Kamera allerdings aus nachvollziehbaren Gründen versiegelt werden.

Markus Kinds stellte neben der Transparenz die signifikante Zeitersparnis als Hauptvorteil heraus. Diese erlaube es, stets in Zweierteams aus lokalem und Auditoren aus der Unternehmensgruppe zu arbeiten. Durch die crossover Beteiligung von Gutachtern aus Schwesterbetrieben würde die Kommunikation verbessert, der konzernweite KVP unterstützt.

Die systematische Dokumentation sichere auch die zentrale Auswertung der Feststellungen sowie ein straffes Maßnahmenmanagement. Die negativen Feststellungen würden priorisiert, A-Abweichungen können sofort eskaliert werden (z.B. bei Gefahr für Leib und Leben, Gesetzesverstoß oder dergl.).

Wie in der Freizeit auch stellt der Anwender das größte Risiko dar: der Akku sollte stets geladen sein, die Dateien regelmäßig gesichert. Dann kann das Tablet wie in der Freizeit auch bei der Arbeit mit erheblichem Gewinn eingesetzt werden.

RK Hamburg 22.9.15

Gastgeber Dr. Peter Kehl (li) und RKL Stephan Becker moderieren die Diskussion im RK Hamburg zu ‚Auditieren mit Tablet‘ in der Werksschule von ArcelorMittal Hamburg