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Überlebenstricks für Katalysatoren: QM-Community feiert 10. Norddeutschen Qualitätstag

Als gegen 18 Uhr im Innenhof des FOM Hochschulzentrums in Hamburg der NQT langsam ausklang, hatten die Teilnehmenden einen Tag voller abwechslungsreicher Eindrücke und Begegnungen erlebt.  Am 4. Juni 2025 feierte der Norddeutschen Qualitätstag (NQT) runden Geburtstag: Bereits zum zehnten Mal luden die DGQ-Geschäftsstelle Hamburg und die ConSense GmbH in die Hansestadt, um Fach- und Führungskräften aus dem Qualitätsmanagement neben vielen inhaltlichen Impulsen vor allem auch die Möglichkeit zum Austausch zu bieten.

©Lina Noll

Wieder einmal hatten Torsten Laub und Dennis Sommer aus der Hamburger DGQ-Geschäftsstelle mit Unterstützung von ConSense, der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS) sowie der Fachzeitschrift QZ Qualität und Zuverlässigkeit ein hochinteressantes Programm zusammengestellt.

Den Auftakt machte Prof. Dr. Nikola Plohr von der Hamburger Hochschule Fresenius mit ihrer Keynote zum Thema „Trusting Teams – Wie Mindful Leadership zu konstruktiver Fehlerkultur beiträgt“. Die Soziologin stellte die große Bedeutung von Vertrauen im Führungskontext heraus. Dieses entstehe nicht in den großen Momenten, sondern vielmehr den unzähligen „Mikro-Momenten“. Mit Blick auf die Aufbauorganisation sprach sie von einer „Hierarchie des Scheiterns“ – ein Thema, das Dr. Benedikt Sommerhoff, Leitung Themenfeld Qualität und Innovation bei der DGQ, folgend in seinem Vortrag zur Unternehmenskultur direkt aufnahm. Denn Scheitern sei die Kehrseite der Performance. Er stellte die Frage, was dies überhaupt bedeutet: „Welche Effekte wollen wir? Welche nützen uns?“

Zweimal drei Sessions und einmal „online only“

Nach diesen beiden Impulsen verteilten sich die Teilnehmer je nach Interessenslage in verschiedene Sessions. Das thematische Angebot reichte von nachhaltig gedachtem Qualitätsmanagement mit Guido Nilgen von Miele & Cie. KG über die speziellen Herausforderungen von Multisite-Zertifizierungen mit Kristin Kellner, NVL B.V. & Co. KG, bis hin zu einem Workshop für Flipchart-Gestaltung mit Wow-Effekt von Stefanie Hofmann, Mitgliederservice der DGQ.

In der anschließenden Mittagspause stärkten sich die 150 vor Ort anwesenden Teilnehmer gemeinsam.  Den 70 Online-Teilnehmern bot sich währenddessen die Möglichkeit, mit dem Referenten Jan Ruhnke vom Artificial Intelligence Center Hamburg e.V. der Frage nachzugehen, ob im Unternehmen eine eigene KI-Abteilung benötigt wird.

Nach der Pause folgte erneut ein Slot mit drei parallellaufenden Sessions: Uta Glasneck von TUI Cruises nahm die Zuhörer mit auf eine (Kreuzfahrt-)Reise zu Prozessen und Standards. Prof. Dr. Patricia A. Adam von der Hochschule Hannover stellte sich mit einem integriertem Risiko- und Chancenmanagement der VUKA-Welt. Der DQS-Nachhaltigkeitsexperte Altan Dayankac gab einen Wegweiser durch Regulierungen und Transformationen.

Qualitätsmanager:innen als Katalysatoren

Aus den drei Workshop-Räumen strömten die Teilnehmenden daraufhin zurück in den Hauptsaal. In einer von Torsten Laub moderierten Paneldiskussion unternahmen Stefanie Hirsch, Chief Sustainability & Quality Officer bei Dräger, DGQ-Vorstandsmitglied Dr. Paul Kübler und Leadershipexperte Prof. Dr. Stefan Thode den Versuch, die Qualitätskultur neu zu denken. Sie suchten dabei auch den Dialog mit dem Publikum und thematisierten, was Unternehmen zukunftsfähig macht. Auf die Frage eines Teilnehmenden, wie denn der QMB der Zukunft aussehen könne, fand Dr. Paul Kübler einen schönen Vergleich aus der Chemie: „Qualitätsmanager:innen müssen die Rolle eines Katalysators übernehmen: Sie beschleunigen die Reaktion und senken die Aktivierungsenergie – das Wichtigste ist allerdings, dass sie selbst nicht verbraucht werden.“ Das bedeute: im Alltag zu unterstützen, ohne die ganze Arbeit selbst zu übernehmen. Dazu passend riet Stefanie Hirsch – vom Publikum um „Überlebenstricks“ gebeten – zum Aufbau von eigenen Netzwerken im Unternehmen, um Veränderungen zu bewirken. Solche Netzwerke könnten bei neuen Herausforderungen gleichsam als Prüfstein fungieren: „Wenn es nur ein Problem für euch allein ist, ist es dann überhaupt ein Problem für das Unternehmen?“ Auch Prof. Dr. Stefan Thode wechselte im Sinne einer Entlastung des Qualitätsmanagements und einer Verpflichtung der Obersten Leitung aus der Normen- zur Unternehmensperspektive: „Die ISO 9001 ist letztlich ein Parforceritt durch die allgemeine BWL, alles bekannt – warum wird es nicht angewendet?“

Dr. Paul Kübler, Prof. Dr. Stefan Thode, Stefanie Hirsch und Torsten Laub (v.r.n.l.) setzen sich mit der Frage auseinander, was Unternehmen zukunftsfähig macht. ©Lina Noll

Frischer Wind bei steigenden Temperaturen

Die Aspekte Unternehmens- und Führungskultur nahmen dann im letzten Programmpunkt auch die QM-Youngsters der DGQ noch einmal auf. Sie hatten drei Anwendungsszenarien entwickelt und in Form von Hypothesen mitgebracht (Beispiel: „Die Bereitschaft Vorgesetzten zu folgen, nimmt ab“). Daraus entfaltete sich ein hochspannender generationenübergreifender Austausch. Das Interesse an diesem Beitrag der drei Young Professionals war trotz fortgeschrittener Stunde und gestiegener Innentemperatur noch so groß, dass die Raumkapazität an ihre Grenzen stieß. Die konstruktive, wertschätzende Diskussion bildete sogleich den würdigen Abschluss eines Tages, der neben seinem fachlichen Mehrwert vor allem vom intensiven Austausch in einer lockeren, beinahe familiären Atmosphäre lebte.

DGQ-Vorstandsmitglied Dr. Paul Kübler fasste den 10. Norddeutschen Qualitätstag treffend zusammen: „Der rege Austausch zeigt, hier wurde thematisch an vielen Stellen der Nerv getroffen. Gleichzeitig endet die Wirkung dieser Veranstaltung nicht mit dem letzten Impulsvortrag, denn es haben sich viele Möglichkeiten für konkrete Anknüpfungspunkte ergeben. Das ist für mich – neben der inhaltlichen Ebene – der rote Faden, der sich durch den gesamten Tag zog.“

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