Überarbeitete ISO 9001 kommt 2025 – weitere Revisionen angekündigt
Der Zeitplan für die Revision der ISO 9001 steht: Im Dezember 2025 soll voraussichtlich die revidierte Fassung der Qualitätsmanagementsystemnorm veröffentlicht werden. Das ist ein Ergebnis des Jahresmeetings des für Qualitätsmanagement zuständigen Technical Committee 176 der Internationalen Organisation für Normung (ISO). Die verantwortliche Arbeitsgruppe wird im Dezember 2023 erstmals zusammenfinden. Darüber hinaus fiel im Oktober die Entscheidung, dass auch die internationale Qualitätsmanagementnorm ISO 9000 sowie die ISO 19011 überarbeitet werden. Im August hatte die ISO bekanntgegeben, dass die ISO 9001 in Revision gehen wird.
Die Normen ISO 9004 und 9002 ebenso wie die ISO 10005 und 10006 wurden in ihrer bestehenden Form bestätigt.
Orientierungshilfen im Fokus
Bei der Revision der ISO 9001:2015 liegt ein Fokus auf der Erarbeitung ergänzender Orientierungshilfen; die Struktur und der Anwendungsbereich des Standards sollen erhalten bleiben. Eine entsprechende Design-Spezifikation, welche aktuelle Auswirkungen der globalen Veränderungen sowie Veränderungen in der QM-Anwendung und durch den Einsatz neuer Technologien berücksichtigt, befindet sich derzeit in Abstimmung durch die zuständige Arbeitsgruppe. Auch ESG-Aspekte sollen bei der Normenentwicklung strukturell berücksichtigt werden. Parallel werden laut einem Beschluss des TC 176 auch die sieben QM-Grundsätze einem Review unterzogen, die für die Umsetzung der ISO 9001 wichtig und in der ISO 9000 manifestiert sind.
„Durch Nutzung aller Mitwirkungsoptionen, unter anderem über Liaison Memberships bei der EOQ und der International Personnel Certification Association (IPC), konnten wir fünf Experten aus dem Umfeld von DGQ, EOQ und DIN für die Revisionen aktivieren und nominieren“, berichtet Thomas Votsmeier, Leiter Normung bei der DGQ und fachliche Leitung des DIN-Gremiums NA 147 00 01 AA Qualitätsmanagement. „Diese können nun die Weiterentwicklung der TC 176 9000er Normen mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Funktionen intensiv begleiten – zum einen durch Mitwirkung in den Arbeitsgruppen, zum anderen in Steuerungsgremien.“
Revision der ISO 9000
Auch für die Revision der ISO 9000:2015 entsteht aktuell eine neue Arbeitsgruppe. Eine Design-Spezifikation ist in Arbeit. Auch hier gilt: Der Anwendungsbereich und die Inhalte der Norm bleiben grundsätzlich erhalten. Unter anderem im Fokus steht eine Harmonisierung der Begriffe mit dem aktuellen Annex SL und die Abstimmung zur Terminologie mit anderen ISO Technical Committees. Thomas Votsmeier koordiniert die Beteiligung der Experten, die für dieses Gremium nominiert werden, wodurch auch hier eine intensive Mitwirkung sichergestellt wird.
Als ein Input sowohl bei der Revision der ISO 9000 als auch der ISO 9001 soll zudem ein neues Diskussionspapier namens „Risk concept paper“ dienen, das die Arbeitsgruppe TC 176 TG4 im Rahmen der Diskussionen um das Verständnis und Konzept von „Risiko“ bzw. des „risikobasierten Ansatzes“ vorgestellt hat. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung war eine DGQ-/EOQ-Vertreterin maßgeblich mitbeteiligt. Inhaltliche Punkte betreffen unter anderem die historische Entwicklung des Risikokonzepts und seine Einbindung in die ISO 9001, die Entkopplung der Konzepte von Risiko und Chance sowie eine Anleitung zur Anwendung des risikobasierten Modells zur Risikobewältigung.
Das ISO Technical Management Board (TMB) hat derweil beschlossen, dass die Technical Comittees bei der Nutzung von Definitionen bezüglich Risiko eine gewisse Flexibilität besitzen, also nicht zwangsläufig in allen Managementsystemnormen eine identische Definition vorhanden sein muss.
Revision der ISO 19011
Des Weiteren hat das ISO Technical Management Board (TMB) im September entschieden, die ISO 19011 – Leitfaden zur Auditierung von Managementsystemen – zu revidieren, und ein neues Gremium eingerichtet. Eine Zeitplanung dazu ist in Vorbereitung. Noch zu klären ist in diesem Zusammenhang, wie die Relation zur in Erarbeitung befindlichen ISO 17012 Remote Audit Methods aussehen wird. In beiden Gremien ist eine direkte Beteiligung durch DGQ/EOQ sichergestellt. Die seitens DGQ in die ISO 17012 eingebrachten Inhalte aus dem Fachkreis Audit und Assessment wurden zu einem großen Teil in den entsprechenden Normentwurf integriert.
Vorzeitige Revision der ISO 9001 beschlossen
Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat eine vorzeitige Revision der Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001 angekündigt. Die zuständigen Mitglieder des Normungskommittees ISO/TC 176/SC 2 votierten mit einfacher Mehrheit für eine vorzeitige Überarbeitung. Ihre letzte Änderung hatte die ISO 9001 im Jahr 2015 erfahren.
„Mit der vorzeitigen Revision sollen unter anderem die Auswirkungen der globalen Veränderungen – sprich die zunehmende Komplexität und Dynamik im Umfeld von Unternehmen – sowie Veränderungen in der QM-Anwendung und durch den Einsatz neuer Technologien berücksichtigt werden“, erklärt Thomas Votsmeier, Leiter Themenfeld Normung bei der DGQ und fachliche Leitung des DIN-Gremiums NA 147 00 01 AA Qualitätsmanagement. Überlegungen gibt es unter anderem zu Anpassungen der Norm mit Blick auf die Aspekte Resilienz, Lieferkettenmanagement, Veränderungsmanagement, Nachhaltigkeit, Umgang mit Risiken, Wissen der Organisation. Die Struktur und der Anwendungsbereich werden jedoch voraussichtlich erhalten bleiben. Die Verantwortlichen erkennen an, dass Kontinuität in der Anwendung durch die Nutzer bedeutend ist. Formale Anpassungen wie die zur Berücksichtigung der Vorgaben aus der aktuellen „Harmonized Structure Annex SL“ der ISO Directives sind zu erwarten.
Nächste Schritte
Ausschlaggebend für den identifizierten Revisionsbedarf ist eine Auswertung der Arbeitsgruppe ISO/TC 176/SC 2/TG 5, die unter anderem auf Input in Form von Umfragen und Zukunftsstudien basiert. Auf dieser Grundlage hat die Arbeitsgruppe einen Entwurf einer „Design Spezifikation“ für das Projekt erstellt, die Ziel und Umfang einer Überarbeitung festhält.
Als nächster Schritt steht die Einrichtung einer neuen Arbeitsgruppe für die Revision und die Ernennung eines Convenors/Projektleiters an. Der von der Arbeitsgruppe TG5 erarbeitete Entwurf der Design Spezifikation wird an die Mitglieder des Normungskommittees SC 2 zur Stellungnahme weitergeleitet und im Anschluss aktualisiert. Weitere Schritte einschließlich Beschluss über Beibehaltung des Anwendungsbereiches, die finale Spezifikation und den Zeitplan für die Revision legen die Verantwortlichen dann in der Folge fest. Durch Mitarbeit im entsprechenden Normenausschuss beim Deutschen Institut für Normung (DIN) begleitet die DGQ die aktive Mitwirkung in den relevanten Arbeitsgruppen bei ISO TC 176.
Hintergrund
Bei der letzten Abstimmung über eine mögliche vorzeitige Revision der internationalen Qualitätsmanagement-Norm im Jahr 2020 hatte sich eine knappe Mehrheit für eine Bestätigung der ISO 9001:2015 ausgesprochen. Auch eine ISO-Nutzerumfrage aus demselben Jahr war zum gleichen Ergebnis gekommen. Aufgrund des knappen Ergebnisses wurde vereinbart, ein Projekt zu starten, um mögliche Anhaltspunkte für eine Überarbeitung der Norm vor der nächsten geplanten systematischen Überprüfung zu ermitteln.
Aktuelle News zur Entwicklung in den ISO-Gremien finden Sie auch unter https://committee.iso.org/home/tc176sc2