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Der Weg zur IRIS-Zertifizierung – Gründe, Nutzen, notwendige Schritte

Seit mehr als 70 Jahren steht die Fritz Rensmann GmbH für umfassende Leistungen in der Schienenfahrzeug- und Antriebstechnik. In der Bahnindustrie ist das Unternehmen als KNORR-BREMSE® Service Partner und als Hersteller unabhängiges Instandhaltungsunternehmen eine feste Größe.

Aktuell erweitert die Rensmann GmbH ihr QM-System nach ISO 9001:2015 um ein RQMS (Rail Quality Management System) auf Basis von IRIS Revision 03. DGQ-Trainer Hans Jahn hat mit Geschäftsführerin Angelika Rensmann über die Gründe für die IRIS-Zertifizierung, den Nutzen und die notwendigen Schritte gesprochen.

Frau Rensmann, Sie erweitern derzeit Ihr Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001:2015 um ein RQMS (Rail Quality Management System) auf Basis der IRIS Revision 03. Was war der Beweggrund für diese Entscheidung?

Als langjähriger Partner der Bahnindustrie haben wir uns auf die Instandhaltung von Radsatzgetrieben, Radsätzen und Drehgestellen spezialisiert. Wir gewährleisten hohe Qualität und Prozesssicherheit für Pressvorgänge beispielsweise nach UIC 813V oder EN 13260. Für Radsätze, Radsatzgetriebe und Drehgestelle bieten wir alle Instandhaltungsstufen sowie IS6 Hauptuntersuchungen an Drehgestellen sowie Druckstandprüfungen an. Zudem bieten wir Brandschutzsysteme für Bahnanwendungen, wie Brandmeldeanlagen und bordfeste Feuerlöschanlagen gemäss ARGE und EN 45545 an. In diesem Zusammenhang fragen unsere Kunden vermehrt nach der Umsetzung von ISO/TS 22163 und der IRIS Revision 03. Deshalb streben wir für das Frühjahr 2019 die Zertifizierung und Registrierung unter www.iris-rail.org an.

Wird die Zertifizierung konkret gefordert?

Ja, wir haben konkrete Verträge mit Systemintegratoren unterschrieben. Darin ist nicht mehr ISO 9001 als Zertifizierungsgrundlage definiert, sondern die IRIS-Zertifizierung gefordert. Das begrüßen wir. Die Anforderungen des Bahnregelwerkes IRIS passen 1:1 zu unserem Unternehmen und helfen uns dabei, das Unternehmen stetig weiterzuentwickeln, Kundenanforderungen zu erfüllen und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Wie lang hat die interne Anpassung und Einführung des RQMS gedauert?

Wir sind derzeit noch mitten im Änderungsprozess. Insgesamt wird die Anpassung mehr als sechs Monate dauern. Zu schaffen ist dies, da wir uns intern stark seitens Geschäftsleitung darauf fokussieren und auch externe Unterstützung nutzen. Unser bewährtes ERP-System sowie unser bestehendes Dokumentenmanagementsystem bieten dabei gute Dienste.

Welche Vorgehensweise empfehlen Sie Unternehmen, die in ähnlicher Herausforderung stehen?

Ein guter Start ist eine GAP-Analyse auf Basis der zehn KO-Anforderungen gemäß den IRIS-Certification Rules 2017. Dann ist es notwendig, das IRIS Audit Tool beim Europäischen Eisenbahnindustrieverband www.UNIFE.org zu beschaffen und das Self-Assessment-Sheet mit den über 260 IRIS-Anforderungen zu bearbeiten. Darin sind alle Anforderungen von ISO 9001 und ISO/TS 22163 enthalten. Dann geht es an die Anpassung der Geschäftsprozesse unter Einbeziehung aller Mitarbeiter.

Was ist aus Ihrer Sicht der betriebliche Nutzen?

Wir möchten attraktiv für unsere Kunden sein. Wir stellen das Unternehmen derzeit auch insgesamt für die kommenden 15 Jahre neu auf. Das RQMS stellt effiziente und effektive Prozesse sicher. Der Kunde und die Produktsicherheit stehen bei uns im Mittelpunkt. Unsere Instandhaltungsdienstleistungen werden termingerecht, fachlich fundiert und nachweissicher durchgeführt. Das wissen Kunden zu schätzen und würdigen dies auch mit fairen Preisverhandlungen.

Wie läuft die IRIS-Zertifizierung ab?

Wir sind in der Bahnindustrie-Lieferantendatenbank unter www.iris-rail.org registriert. Nach einem Stufe 1 Audit im Januar findet im März 2019 ein Stufe 2 Erstzertifizierungsaudit statt. Das Zertifikat gilt dann für drei Jahre und ist Teil unserer Angebots- und Vertragsunterlagen. Durch die zukünftig jährliche IRIS-Zertifizierung weisen wir kontinuierlich nach, dass wir die Anforderungen nachhaltig umsetzen und unser Unternehmen auf dem Stand der Technik halten und die Prozesse im Sinne der Kundenzufriedenheit weiterentwickeln.

Welche Anforderungen an das RQMS sind für Sie von besonderer Bedeutung?

Die neue IRIS Certification™ Bewertungsmethode. Der Fokus verändert sich von der „Bewertung des Umsetzungsgrades des Managementsystems“ hin zu „Prozesseffizienz“ und „Ergebnisorientierung“ der kundenrelevanten kritischen Schlüsselprozesse und Leistungsparameter. Die UNIFE setzt dabei auf die Anwendung von TURTLE-Prozessanalysen und Prozess-Effizienz-Assessments. So werden wir Rahmen der Zertifizierungsaudits mindestens zu den fünf nachfolgenden Unternehmensprozessen TURTLE-Prozessanalysen erstellen – und sie im Rahmen der Audits anhand Prozess-Effizienz-Assessments mit unserem Zertifizierungsauditor erörtern:

  • Fritz Rensmann GmbH & Co. Vertriebsprozess
  • Fritz Rensmann GmbH & Co. Projektmanagementprozess
  • Fritz Rensmann GmbH & Co. Beschaffungsprozess
  • Fritz Rensmann GmbH & Co. Entwicklungsprozess
  • Fritz Rensmann GmbH & Co. Produktions- bzw. Dienstleistungsprozess

Die UNIFE definiert nun zehn KO-Anforderungen für die Vorbereitung auf die Zertifizierung des Managementsystems:

  • Risikomanagementprozess
  • Kompetenzmanagementprozess
  • Prozess für Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen
  • Prozess zur Steuerung von extern bereitgestellten Prozessen, Produkten und Dienstleistungen
  • FAI-Prozess (First Article Inspection)
  • Projektmanagementprozess
  • Konfigurationsmanagementprozess
  • Änderungsmanagementprozess
  • Spezielle Prozesse
  • RAMS/LCC Prozess

An folgenden Themen arbeiten wir derzeit:

  • Anpassung des RQMS an die „High Level Structure“, die Grundstruktur für Managementsystemnormen
  • Interpretation und Anwendung aller ISO 9001:2015 Anforderungen auf unser Bahngeschäft
  • Umstellung der IRIS-Managementbewertung und Einführung von dokumentierten jährlichen IRIS-Prozessbewertungen
  • Kontext und Erwartungen interessierter Parteien an unser RQMS
  • Umsetzung der Verpflichtung und Mitwirkung der Geschäftsleitung, inkl. der Förderung des Qualitätsbewusstseins sowie der technischen Sicherheitspolitik und Erstellung eines IRIS Rail Business Plans
  • Abstimmung des Risikomanagements beispielsweise zu Betriebssicherheit, Bahnprojekten, Instandhaltung, Geschäftsprozessen, Organisationsaspekten, Personal, IT

Herzlichen Dank und viel Erfolg bei der anstehenden IRIS-Zertifizierung!

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