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30. September 2011

Unternehmenserfolg langfristig sichern

Jeder ist für Nachhaltigkeit verantwortlich Unternehmen aller Größen beschäftigen sich zunehmend mit Nachhaltigkeit. Sie versuchen vor allem, das Zusammenspiel ökonomischer, sozialer und ökologischer Aspekte zu erkunden. Wichtige Motive sind neben der Attraktivität als Arbeitgeber künftige Innovationsmöglichkeiten sowie langfristige Wirtschaftlichkeit. Beispiele erfolgreichen Wirtschaftens mit einer nachhaltigen und werteorientierten Unternehmensstruktur zeigte am 27. September eine Veranstaltung in der IHK für Rheinhessen in Mainz auf. Gut 40 Teilnehmer hatten sich dort über Umsetzungsmöglichkeiten informiert. Organisiert hatten die Veranstaltung die Deutsche Gesellschaft für Qualität, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bonn/ Eschborn, sowie die IHK für Rheinhessen. Claudia Nauta, Projektmanagerin der DGQ Weiterbildung, führte durch den Vortragsteil und moderierte die abschließende Podiumsdiskussion. Den Dreiklang aus Ökonomie, Sozialem und Ökologie veranschaulichte Thomas Merten, Geschäftsführer der Friedberger Beratungsgesellschaft Trifolium. Danach sei wirtschaftlicher Gewinn sowohl mit fairen Löhnen und einer verantwortungsbewussten Einstellung gegenüber der Lieferkette als auch mit Klimaschutz und Ressourcenschonung möglich. „Es gibt keine vier Welten“, sagte Merten, „deshalb müssen wir unseren Lebenswandel verändern“. Und zwar in Richtung Effizienz und Verantwortlichkeit. Es gehe auch gar nicht mehr um die Frage nach dem Ob, sondern nur noch nach dem Wie. Wertschöpfung für die eigene Organisation und für die Stakeholder führe langfristig zum nachhaltigen Erfolg, zeigte sich Merten überzeugt. Zum nachhaltigen Unternehmenswert tragen seinen Erfahrungen zufolge neben den Führungskräften und Mitarbeitern einer Firma vor allem deren Kunden, Lieferanten, Partner und gesellschaftlich relevante Organisationen bei. Nachhaltiges Wirtschaften bezeichnete Merten denn auch als „eine unternehmerische Aufgabe“, bei der die eigenen Prozesse absolute Priorität haben müssen. Das beinhalte die Effektivität der Prozesse – „die richtigen Dinge tun“ – die Effizienz der Prozesse – „die Dinge richtig tun“ – und die Stabilität der Prozesse – „die Dinge immer richtig tun“.
Für Thomas Merten ist nachhaltiges Wirtschaften eine unternehmerische Aufgabe mit dem Schwerpunkt auf den eigenen Prozessen. Als Umsetzungswerkzeuge nannte der Experte die Managementsysteme Business und Sustainable Excellence sowie die DIN ISO 26000 zu Nachhaltigkeitsmanagement. Voraussetzung für den Umgang mit diesen Systemen sei eine eindeutige Unternehmensstrategie mit entsprechenden Strukturen, ausgeprägtem Commitment der Führungsspitze zu Werten wie Gemeinschaftsfähigeit, Offenheit gegenüber Neuem und Gerechtigkeit sowie einer allgemeinen Identifikation mit dem Unternehmen, seinen Produkten und Dienstleistungen. In diesem Zusammenhang warnte Marcus Lübbering von der Academie Kloster Eberbach, Eltville, ausdrücklich vor einer „Verzweckung von Werten“, was er als „nicht zielführend“ bezeichnete. Grundsätzlich gehe er das Thema Werte in Wirtschaft und Gesellschaft von der spirituellen Seite an: „Denn es sind die Menschen, die die Werte tragen“. Dazu seien Ruhe und innere Ausgeglichenheit die notwendigen Voraussetzungen. „Wenn der Mensch keine Ruhe findet, kann er keine neue Kraft schöpfen“, sagte Lübbering.
Marcus Lübbering warnte Unternehmen vor einer „Verzweckung von Werten“. Das sei nicht zielführend. Kraft und Mut seien für IBM unerlässlich, um in Richtung Nachhaltigkeit zu wirtschaften. „Ein dazu erforderliches Managementsystem an einem einzelnen Standort wie Mainz umzusetzen, ist leicht, aber in 170 Ländern eine CSR-Vision zu schaffen, ist schwer“, sagte Dieter Münk von der IBM Deutschland GmbH in Mainz. Dennoch sei es gelungen, alle IBM-Mitarbeiter weltweit zu verpflichten, einen bestimmten Zeitaufwand in Umweltprojekte zu investieren. Unter anderem zu diesem Zweck habe das Unternehmen seine „basic beliefs“ entwickelt, die darauf abzielen, sich in die Gesellschaft einzubringen, die Mitarbeiter mitzunehmen und einen das Engagement vorlebenden Führungsstil zu praktizieren. Auch laute im betrieblichen Tagesgeschäft eines der Ziele, FCKW-frei zu wirtschaften. Unternehmerische Entscheidungen gäben allerdings dem ökonomischen Aspekt oftmals Vorfahrt, räumte Münk ein. Denn der Unternehmenswert aus Anzahl der Aktien multipliziert mit dem aktuellen Aktienkurs sei für IBM eine unerlässliche Größe. Für Jochen Magerfleisch, Geschäftsführer der juwi-Gruppe, Wörrstadt, ist dieser Wert ohne Interesse. „Auch Wachstum ist für uns kein Ziel“, sagte der Chef des Projektspezialisten für erneuerbare Energien. Ihm komme es vielmehr darauf an, eine in der Unternehmensstrategie verankerte Nachhaltigkeitsvision durch konsequentes Handeln im Umfeld umzusetzen mit dem Ziel, zu 100-prozentig erneuerbaren Energien beizutragen. „Solange wir über unsere Verhältnisse leben, ist Nachhaltigkeit nicht möglich“, sagte Magerfleisch. So bediene man sich beispielsweise kleinerer Elektroautos, reise so wenig wie möglich per Flugzeug und achte auf Kantinenessen aus der Region. Ein CSR-Managementsystem bezeichnete der juwi-Chef als „intelligenten Teil der Strategie“. Ein aktives Wertevorleben durch den Führungskreis sei allerdings mit einer hohen Zeitinvestition verbunden, fördere aber langfristig die Glaubwürdigkeit. „Wer Porsche fährt, wird nicht ausgerechnet juwi-Mitarbeiter“, stellte Magerfleisch klar. Als größtes Risiko für die Nachhaltigkeit seines Unternehmens bezeichnete er einen Börsengang. Denn der damit verbundene Druck vom Finanzmarkt könne die Nachhaltigkeitsvision der Gruppe entscheidend entkräften. Glaubwürdigkeit im Umgang mit nachhaltigem Wirtschaften spielt auch bei der KSB Pumpen, Frankenthal, eine wichtige Rolle. Rainer Michalik zufolge strebt das Unternehmen an sämtlichen Produktionswerken, Vertriebsniederlassungen und Vertretungen sowie Servicestätten in mehr als 100 Ländern einen niedrigstmöglichen Kilowatt-Verbrauch an. Insbesondere habe man an weniger sensiblen Nachhaltigkeits-Standorten wie Pakistan, Indien oder Brasilien schon frühzeitig Umweltschutzmanagement eingeführt. Auch beteilige man sich seit eineinhalb Jahren am UN Global Compact. Dabei handelt es sich um eine strategische Initiative für Unternehmen, in der sie sich verpflichten, ihre Operationen und Strategien an zehn allgemein anerkannten Grundsätzen bezüglich der Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung anzupassen. Ein solches Managementsystem dürfe keinesfalls durch einen Wechsel des Managements aufgehoben werden. „Das interne und externe Image des Unternehmens hängt von seiner Glaubwürdigkeit gegenüber Mitarbeitern und Stakeholdern ab“, sagte Michalik. So würden Mitarbeiter vor allem die Glaubwürdigkeit der Führungskräfte an deren Vorleben der Strategie messen. Die drei Bestreiter der Podiumsdiskussion gaben sich davon überzeugt, dass ein einmal eingeführtes und gelebtes Management zum nachhaltigen Wirtschaften ein nicht mehr abzuschaltendes System sei. Die Veranstaltung hat verdeutlicht, dass nachhaltiges Wirtschaften bereits in großen Teilen der Wirtschaft angekommen ist. Das scheint allmählich auch auf die Politik zuzutreffen. Denn Günter Jertz, IHK-Geschäftsführer International, wies abschließend auf das für Dezember geplante Forum „CSR Made in Germany“ der Bundesregierung hin.

Waren sich einig, dass ein einmal eingeführtes und gelebtes Management zum nachhaltigen Wirtschaften ein nicht mehr abzuschaltendes System ist. V.l.n.r.: Dieter Münk, IBM Mainz, Jochen Magerfleisch, juwi-Gruppe, Wörrstadt, Rainer Michalik, KSB Pumpen, Frankenthal, und Moderatorin Claudia Nauta von der DGQ Weiterbildung.