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4. November 2013

„Made in Germany“ ist mehr als nur eine Herkunftsbezeichnung

Die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) stellt die Folgen der geplanten EU-Reglementierung in einer 5-Punkte-Übersicht zusammen

Die Deutsche Gesellschaft für Qualität warnt: Das Gütesiegel „Made in Germany“ muss unangetastet bleiben. Es gilt als das drittwertvollste Ländersiegel der Welt. Die Marktforscher von Global Market Insite hatten seinen Wert auf 3836 Milliarden Euro beziffert. Das spiegelt sich in der Haltung der Verbraucher zum Siegel wider: Rund 70 Prozent der Deutschen vertrauen auf das Label, da es für hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards steht. Das ergab eine repräsentative Umfrage der DGQ.

Diese Premiumposition deutscher Unternehmen ist in Gefahr: Die aktuellen Bemühungen der EU-Kommission, die Kennzeichnungsregeln für die Herkunft eines Produktes zu ändern, können einen immensen Schaden für die deutsche Wirtschaft bedeuten. Konkret heißt dies:

  • „Made in Germany“ ist keine reine Herkunftsbezeichnung. Mit dem Gütesiegel verbinden Verbraucher und Geschäftskunden nachhaltig gute Qualität, Sicherheit und einen hohen technischen Standard. Der reine Fokus auf den Herstellungsort würde Kauf-Faktoren, die bisher mit Produkten „Made in Germany“ verbunden wurden, relativieren – die Verbraucher verlieren das Vertrauen in Made in Germany.
  • Viele Produkte wie Kleidung, Automobile oder Elektronik-Artikel werden heute in unterschiedlichen Ländern produziert. Eine Herkunftskennzeichnung, die sich an Zollvorschriften orientiert, greift zu kurz. Hieraus kann sich der Verbraucher keine Schlüsse in Bezug auf Sicherheits- oder Qualitätsmerkmale beziehungsweise auf die Produktverantwortung ziehen. Eine Herkunftsangabe ist dann speziell für den Verbraucher nichtssagend.
  • Eine Reglementierung von Herkunftskennzeichnungen würde zu erheblich mehr Bürokratie führen. Denn bei Produktionsstandorten im Ausland oder Kooperationen mit externen Zulieferern wäre die Klärung, welches Land als Ursprungsort zu definieren ist, sehr aufwendig. Das kostet Zeit und Geld, was gerade der Mittelstand zu spüren bekommen wird. Die möglichen Folgen: Unternehmen müssen die Belastungen an anderer Stelle ausgleichen und Kosten sparen – indem Preise erhöht, an der Qualität oder im schlimmsten Fall beim Personal gespart wird.
  • Das geplante EU-Herkunftsreglement könnte dazu führen, dass sich Handelspartner außerhalb der EU diskriminiert fühlen und ihre eigenen Importbedingungen zu Ungunsten deutscher Exporteure ändern. Dies erschwert es europäischen Produkten, auf den Markt von Drittstaaten zu gelangen.
  • „Made in Germany“ gilt im in- und ausländischen Markt grundsätzlich als Qualitätssiegel. Gerade für Mittelständler, die in Drittstaaten nicht so bekannt sind, wird die EU-Reglementierung schaden. Denn: Made in Germany ist ein Verkaufsargument und bietet Orientierung zugunsten Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Dies könnte Umsatzeinbußen und wirtschaftlichen Schäden für deutsche Unternehmen zur Folge haben.

DGQ-Position: Qualität „Made in Germany“ hat in globalen Märkten und Produktionszusammenhängen vor allem dann eine Zukunft, wenn Unternehmen und Politik sich auf wesentliche strategische Fragen konzentrieren. Die Frage nach dem Herkunftsland mit dem wertschöpfungsmäßig größten Produktionsanteil, der dann aus zolltechnischer Sicht maßgebend für die Bezeichnung „Made in Germany“ wäre, ist aus Sicht der DGQ von untergeordneter Bedeutung. Stattdessen geht es darum, die spezifisch deutsche Qualitätskultur hinter „Made in Germany“ erfolgreich in die weltweiten Produktionsketten deutscher Unternehmen zu übertragen. „Um den Wert des Labels auch in Zukunft zu erhalten, müssen wir uns mit strategischen Fragen beschäftigen. Als Faustregel gilt, dass neben der Endproduktion eines Herstellprozesses auch die Verantwortung für ein Produkt oder eine Dienstleistung in Deutschland liegt. Zur Produktverantwortung zählen neben der Konzeption und der Produktfreigabe für den Markt vor allem die Entwicklung und das Design, welche die Qualität eines Produktes im Sinne von Verbrauchertauglichkeit, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit beeinflussen“, sagt DGQ-Präsident Dr. Jürgen Varwig. „Entscheidend für die Bezeichnung ‚Made in Germany‘ ist auch der geographische Ursprungsort der Herstellung der Produkte, nicht aber der Sitz des Unternehmens. Auf Basis dieser Kriterien nimmt der Hersteller die entsprechende Kennzeichnung eigenverantwortlich vor.“

Das sollte nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Qualität auch so bleiben. 2012 hat die DGQ die Initiative „Qualitätsleitbild für Deutschland“ ins Leben gerufen. Mit der Initiative wurden die Weichen für einen konstruktiven Diskurs rund um die Entwicklung von Qualität als wichtiger Grundlage unseres Lebensstandards gestellt. Die Kernfrage: „Was muss passieren, damit Qualität „Made in Germany“ auch in 20 Jahren noch zentrales Differenzierungsmerkmal und entscheidendes Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft am Weltmarkt ist?“ Insgesamt haben sich bislang mehr als 70 Unternehmen beteiligt – darunter erfolgreiche Mittelständler wie Hansgrohe, Arthur D. Little oder die Henkell Sektkellerei und große Konzerne wie Volkswagen, Daimler oder die Telekom. Weitere Informationen zur Teilnahme an der Initiative unter www.qualitaetsleitbild.de.