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8. Dezember 2017

ISO 19011 – FDIS ist unterwegs

Revision des Leitfadens zur Auditierung von Managementsystemen kommt gut voran

Das im Jahr 2002 erstmals erschienene Regelwerk ISO 19011 firmiert als „Leitfaden zur Auditierung von Managementsystemen“. Der Leitfaden hat die Aufgabe, Unternehmen bei der Durchführung von internen und Lieferantenaudits anzuleiten, und zwar „auf Augenhöhe“ mit den Managementsystemnormen der ISO, allen voran ISO 9001. Die umfassende Revision und Neuveröffentlichung der internationalen Qualitätsmanagementnorm im September 2015 hat folgerichtig zu einer entsprechenden Überarbeitung auch von ISO 19011 geführt. Wie ist der Stand der Dinge?

Anfang Dezember 2017: Die dreimonatige Kommentierungsphase für den ersten Normentwurf (ISO/DIS 19011:2017) lief vom 3. August bis zum 25. Oktober. Beim anschließenden Meeting des federführenden Projektkomitees ISO/PC 302 vom 6. bis 10. November 2017 in Mexiko wurde der ISO/DIS nach der Umsetzung einer Reihe von Änderungsvorschlägen überarbeitet, von der viele von der deutschen Delegation angeregt wurden. Aufgrund der Vielzahl der Kommentare wurden Details in fast allen Kapiteln geändert bzw. aktualisiert. Viele Inkonsistenzen des ISO/DIS wurden beseitigt. Abschließend wurde im PC 302 für die Erstellung eines FDIS votiert.

Wesentliche Änderungen

Gegenüber der aktuellen Version von 2011 werden die Struktur und der Anwendungsbereich weitgehend erhalten bleiben. Der Schwerpunkt des Leitfadens liegt auf internen und externen Managementsystemaudits. Er ist auch für 3rd-Party-Managementsystemzertifizierung anwendbar, verbindlich ist hier jedoch ISO/IEC 17021-1:2015.

Mitglieder des ISO PC 302 Mexico Meeting, Deutscher Delegierter Thomas Votsmeier (Mitte hinten)

Die systematische Berücksichtigung und erweiterte Betrachtung von Risiken und Chancen im Audit stellt inhaltlich eine wesentliche Neuerung dar – ein neues Auditprinzip „risc based approach“ wird eingeführt. Die angemessene Berücksichtigung der Risiken- und Chancenbetrachtung beim Auditieren war mehrfach Diskussionsthema und wurde letztlich angemessen umgesetzt. Dieser Punkt ist u. a. deswegen von Bedeutung, weil diese Form des Auditierens die Planung, Durchführung und Berichterstattung des Audits wesentlich beeinflusst.

Ein weiteres Thema der letzten Sitzung war die Aktualisierung und Harmonisierung von Begriffen und Definitionen. Es wurde – vorrangig auf Intervention Deutschlands – erreicht, dass die wesentlichsten Begriffe aus ISO 9000:2015 nun auch inhaltsgleich in ISO 19011 verwendet werden sollen. Der Inhalt der 2012 veröffentlichten gemeinsamen Grundstruktur der ISO-Managementsystemnormen (HLS) wurde berücksichtigt, aber nicht direkt referenziert. Die Kapitel rund um das Auditprogramm und die Auditplanung und -durchführung wurden um einige neue Themen ergänzt (Einbeziehung der strategischen Ausrichtung, Berücksichtigung externer und interner Belange sowie der interessierten Parteien u. v. m.).

Die generischen Kompetenzbeschreibungen für Auditoren in Kapitel 7 wurden strukturell beibehalten, in vielen Details aber aktualisiert und erweitert – so wird nun statt auf Wissen und Fertigkeiten noch mehr Wert auf die Ermittlung der Kompetenzen von Auditoren gelegt. Der Fokus liegt auf der Sicherstellung der Gesamtkompetenz des Teams im Hinblick auf jedes einzelne Audit. Der bisherige Annex mit disziplinspezifischen Kompetenzanforderungen wird entfernt.

Der Anhang (additional guidance for auditors for planning and conducting audits) enthält zusätzliche Anleitungen für Auditoren zum Planen und Durchführen von Audits – hier werden mehrere neue Themen auf der Basis vieler Kommentare zum DIS adressiert: auditing of leadership engagement, supply chain, compliance, context, life cycle, virtual activities and locations werden als neue Kapitel ergänzt.

Thomas Votsmeier, deutscher Delegierter des DIN im ISO/PC 302, Normungsexperte der DGQ und DQS-Auditor bewertet den neuen Leitfaden ISO 19011:2018 folgendermaßen: „Ein gutes Standardregelwerk zum Auditieren von Managementsystemen ist systematisch geprüft und verbessert worden. Das Ergebnis dieser Revision ist keine grundlegend neue, aber eine fundiert weiterentwickelte und an den Stand der Technik der aktuellen Managementsystemnormen angepasste Version. Aktuelle Trends und Entwicklungen wurden aufgegriffen, so dass nun ein konsistentes Regelwerk für alle Fragen rund um die Auditierung zur Verfügung steht. ISO 19011:2018 enthält zu allen auditrelevanten Fragen wertvolle Anregungen und Hinweise – jeder Auditor sollte den Inhalt kennen, um nutzbringend für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg auditieren zu können.“

Zeitplan

Im Januar 2018 soll zunächst der englischsprachige FDIS erstellt sein,  etwa einen Monat später dann die deutschsprachige Fassung, sodass mit der Veröffentlichung der finalen Version des neuen Leitfadens im April 2018 gerechnet werden kann. Die zurzeit noch gültige Fassung aus dem Jahr 2011 wird dann abgelöst werden.