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17. Juli 2013

DIN EN ISO 9001:2015

Die Internationale Organisation für Normung (ISO) arbeitet an der großen Revision von DIN EN ISO 9001. Die Veröffentlichung der neuen Ausgabe wird für 2015 erwartet. Eine erste öffentlich zugängliche Version ist seit Anfang Juni als ISO/ CD 9001:2013 verfügbar. Das berichtet Thomas Votsmeier, Mitglied in der verantwortlichen Arbeitsgruppe ISO/ TC 176/ SC 2/ WG 24, Revision von ISO 9001.

 

Die Inhalte könnten sich jedoch noch erheblich ändern, bevor die weltweiten Norm-Anwender eine endgültige Übereinstimmung erreichen, da die internationale Community erst jetzt erstmalig Gelegenheit hat, die erfolgte Arbeit zu kommentieren, meinte Votsmeier. Zwar werde der Anwendungsbereich der Norm nicht verändert, sodass die Kontinuität sichergestellt sei. Auch bleibe es bei einer einzigen Norm, die für alle Arten von Organisationen gelte. Dennoch verändere sich die Norm in großem Umfang. Als eine der Hauptänderungsquellen nannte der Leiter der DGQ-Personenzertifizierung die ISO Directive, Annex SL: „Dieses Dokument legt eine gemeinsame Definition und gemeinsame Struktur für alle neuen ISO Managementsystem-Normen und für Revisionen von bestehenden Normen fest. Es gewährleistet darüber hinaus, dass in den Klauseln aller Managementsystem-Normen ein gemeinsamer Haupttext vorhanden ist“.

 

Der aktuelle Entwurf ISO/ CD 9001:2013 wurde entsprechend der neuen Struktur erstellt und legt einen gemeinsamen Rahmen in zehn Abschnitte fest:

1. Anwendungsbereich

2. Normative Verweisungen

3. Begriffe und Definitionen: Verweis auf die allgemeinen, in der Anlage SL dargestellten Begriffe sowie jedwede spezifischen Begriffe für die Norm.

4. Kontext der Organisation: Verstehen der internen und externen Angelegenheiten, der Anforderungen und Erwartungen relevanter interessierter Parteien, des Managementsystems und seines Anwendungsbereiches.

5. Führung: Verantwortung und Verpflichtung der obersten Leitung, Politik, organisatorische Funktionen, Verantwortungen und Befugnisse.

6. Planung: Maßnahmen zur Erkennung von Risiken und Chancen, relevante Ziele der Norm und Pläne zu deren Erreichung.

7. Unterstützung: Ressourcen, die für die entsprechende Norm benötigt werden, Kompetenz, Bewusstsein, Kommunikation und dokumentierte Information.

8. Betrieb: Betriebliche Planung und Lenkung.

9. Leistungsbewertung: Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung, internes Audit und Managementbewertung.

10. Verbesserung: Nichtkonformität, Korrekturmaßnahmen und ständige Verbesserung.

 

Darüber hinaus gibt der Entwurf erste Einblicke, in welchen wesentlichen Inhalten sich die Norm ändern könnte. So seien folgende neue Anforderungen und Konzepte in der Norm zu finden:

 

Der prozessorientierte Ansatz wird verstärkt. Die wesentlichen Anforderungen sind in Abschnitt 4 als kompakter Satz von Klauseln mit einem nützlichen Rahmen für die Implementierung zusammengefasst.

 

Ein entscheidendes neues Konzept des veröffentlichten Entwurfs ist der risikobasierte Ansatz. Darin ist die Berücksichtigung von Risiken auf vielen Ebenen integriert: im prozessorientierten Ansatz, der Führung und sehr stark im Planungsabschnitt. Bei der Planung des Systems müssen die wesentlichen Risiken angemessen ermittelt werden – u.a. in Bezug auf Konformität und Kundenzufriedenheit – und die Organisation tatsächlich in die Lage versetzen, Chancen zu ergreifen.

 

Mit der Absicht, den Anwendern mehr Flexibilität zu ermöglichen, wird statt der Definition von bestimmten Begriffen – etwa wie „Aufzeichnungen“ oder „Dokumente“ – der generische Begriff „dokumentierte Information“ verwendet, was Votsmeier jedoch als „weniger präzise“ bezeichnet.

 

Der Entwurf soll sich – auch sprachlich – besser für die Dienstleistungsbranchen eignen. Ein Signal in diese Richtung ist die mögliche Änderung der Wortwahl – statt „Produkt“ wird der Begriff „Waren und Dienstleistungen“ zur Diskussion gestellt. Auch im Entwicklungsabschnitt wurden erhebliche Veränderungen vorgenommen, was die Berücksichtigung verschiedener Innovationsansätze vereinfachen soll.

 

Als nächsten Schritt des Projekts plane das Komitee die weitere Konsolidierung des Entwurfs, sodass ein erster offizieller Entwurf der internationalen Norm (DIS) in der ersten Jahreshälfte 2014 zur Verfügung stehen könnte. Der endgültige Entwurf soll dann Ende 2014 vorgestellt werden. Plan ist, dass die Norm in revidierter Form als ISO 9001:2015 erscheint.