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30. November 2017

DGQ-Qualitätstag 2017: Der Mensch im Mittelpunkt der Veränderung

Rund 400 neugierige und begeisterte Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager kamen am 22. November nach Stuttgart, um gemeinsam den vierten DGQ-Qualitätstag zu begehen. Die Veranstaltung ist der Höhepunkt der unterjährigen Arbeit der DGQ-Fachkreise. In diesem Jahr bildeten 13 Workshops ein breites Themenspektrum ab und luden Interessierte aus ganz Deutschland zu einem intensiven und interaktiven fachlichen Austausch ein. Dabei wurde einmal mehr deutlich: Qualitätsmanagement hat zahlreiche Facetten und muss sich in den einzelnen Branchen und Anwendungsbereichen den unterschiedlichsten Anforderungen stellen.

Ein aufrüttelndes Statement zu Beginn

In seiner Begrüßungsansprache stellte DGQ-Präsident Udo Hansen das provokante Statement auf, dass sich das

In seiner Keynote-Rede präsentierte Dr. Christoph Koenig das neue DGQ-Modell für ein zukunftsorientiertes Qualitätsmanagement

Qualitätsmanagement aufgrund der grundlegenden Veränderungen in der heutigen Welt neu erfinden muss. Notwendig dafür sei ein erweiterter Begriff von Qualität, der über das bisherige sehr technische Verständnis hinausgeht. Das Qualitätsmanagement der Zukunft müsse auch die lebensweltlichen Aspekte umfassen, die jedes Individuum für sich anders gewichtet. Dazu könnte beispielsweise gehören, gut zu schlafen, guten Kaffee zu trinken, zu wissen, welchen Einfluss die Herstellung des Kaffees auf die Entwicklung des Planeten hat sowie gute soziale Kontakte zu pflegen.

Dieses Statement nahm Dr. Christoph Koenig, Leiter Digitalisierung und Vernetzung, in seinem Impulsvortrag auf und stellte ein Bild vor, das vier in der DGQ entwickelte Paradigmen des Qualitätsmanagements der Zukunft illustriert. Diese zeigen die Richtung auf, um Qualitätsmanagement in einer sich verändernden Welt zu mehr Wirksamkeit zu verhelfen.

Diese vier Paradigmen lauten:

  • Die richtige Balance zwischen Stabilität und Veränderung finden!
  • Qualität und Innovation müssen stets zusammen adressiert werden!
  • Der Mensch mit seinen Bedürfnissen muss mehr in den Fokus geraten!
  • Das oft vernachlässigte Thema der Unternehmenskultur muss in den Vordergrund gestellt werden!

Am Ende seines Vortrags ordnete Koenig die einzelnen Workshops des DGQ-Qualitätstages 2017 den vier skizzierten Paradigmen zu. Seine Botschaft: Obwohl es bislang nur ein Ansatz ist – der überwiegende Teil der Fachkreise arbeitet schon jetzt in Richtung einzelner Paradigmen aus dem neuen DGQ-Modell.

(Lesen Sie den Blogpost “Qualitätsmanagement in Zeiten der VUKA-Welt” für weitere Informationen zu den vier Paradigmen und dem neuen DGQ-Modell)

Mensch im Fokus

Mit rund 400 Teilnehmern war der diesjährige DGQ-Qualitätstag gut besucht

Das Thema „Mensch im Mittelpunkt“ war unter anderem Fokus im Workshop des Fachkreises Audit und Assessment. Unter dem Titel „Der interne Auditor zwischen den Stühlen“ befassten sich die Teilnehmer mit der Rolle des internen Auditors, der in einem Spannungsfeld aus externen Anforderungen und einer intrinsischen Motivation agiert.

Die Teilnehmer waren sich am Ende des Tages einig, dass der Weg von der aktuellen Ausrichtung der Position des Auditors zu einer „Wunschvorstellung“ als Unternehmensverbesserer noch lang ist. Aktuell liege der Fokus für interne Auditoren noch zu sehr darauf, Zertifizierer und die Geschäftsleitung zufrieden zu stellen. Nicht aber darauf, den Kunden sowie die Verbesserung und Entwicklung des Unternehmens ins Zentrum ihrer Arbeit zu nehmen. Mit diesem Bild wurde auch die Vision des Fachkreises noch einmal bestärkt. Sie besagt, dass Audits und Assessments in Zukunft als die akzeptierten und wirksamen Treiber in Organisationen eingesetzt werden sollen, um Risiken und Chancen zu erkennen und Mehrwert zu erzeugen.

Dynamische Balance von Stabilität und Veränderung

Viele Fachkreise arbeiten bereits am Thema Agilität und probieren damit verschiedene Wege aus, wie die Balance im QM mehr in Richtung Veränderung ausschlagen kann. Einen Ansatz stellte der Fachkreis Controlling und Qualität in seinem Workshop vor. Ausgangspunkt des Workshops „Integrated Thinking – Moderne Unternehmenssteuerung in einer veränderten Unternehmenswelt“ war die Annahme, dass Controller und Qualitätsmanager in Unternehmen bereits heute zwei zentrale Positionen in Unternehmen innehaben. Um auch in unruhigen Zeiten mit immer komplexeren Problemstellungen erfolgreich zu sein, müsse sich deren Zusammenarbeit verbessern und deutlich wandeln. In dem Workshop erarbeiteten die Teilnehmer ein gemeinsames Verständnis von der Vielfalt der Einflüsse auf die Steuerung von Unternehmen auf der Basis des Integrated-Reporting-Ansatzes.

Ein zentrales Ergebnis: Das Verständnis von Vermögen muss sich grundlegend wandeln. Finanzielle Vermögen seien nach wie vor wichtig, müssten aber beispielsweise um Vermögensarten intellektueller, humaner und sozialer Natur ergänzt werden, um ein neues Grundverständnis der Steuerung zu entwickeln.

Organisationskultur im Vordergrund

Die Bewegung hin zu mehr Fokus auf die Organisationskultur zeigte der Workshop des Fachkreises QM im Gesundheitswesen. In Kleingruppen setzten sich die Teilnehmer mit der Fragestellung auseinander, wie klassische QM-Methoden im Gesundheitswesen sinnvoll eingesetzt werden können. Dabei bezogen die Teilnehmer klassische QM-Tools, wie das Turtle-Modell auf Aufgaben dieser Branche mit ein – z. B. auf das sogenannte Entlassungsmanagement, jenen Prozess, wenn Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden.

In den Workshops arbeiteten die Teilnehmer des DGQ-Qualitätstags eng zusammen

Dies verändert jedoch nicht die Tools, aber den Umgang mit ihnen. Eine Erkenntnis, aus der auch Teilnehmer aus anderen Branchen großen Nutzen ziehen konnten.

Vernetzung zum Abschluss

Nach insgesamt vier Stunden Arbeit in den Workshops hatten die Teilnehmer noch einmal die Möglichkeit, sich über die Ergebnisse der parallel arbeitenden Gruppen zu informieren sowie mit den Moderatoren und untereinander intensiver in Austausch zu treten. Zum Abschluss zog Christoph Koenig ein durchweg positives Fazit von der Veranstaltung und entließ die Teilnehmer mit einem klaren Appell: Setzen Sie sich kritisch mit unserem neuen Ansatz auseinander, testen und hinterfragen Sie ihn. Stellen Sie das Modell insgesamt auf die Probe. Nicht nur heute, sondern auch in ihrer täglichen Arbeit. In wünsche mir, dass wir uns 2018 auf dem DGQ-Qualitätstag mit einem gemeinsamen und erweiterten Verständnis des Modells wiedersehen.“

Weitere Informationen zum neuen DGQ-Modell