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14. November 2018

Qualitätskultur – von der formalen, der informalen und der Schau-Seite der Unternehmen

DGQ-Qualitätsleiterkreis am 12.11.2018 in Hamburg

Auf Einladung der Qualitätsmanagerin Jessica Vogts traf sich der Hamburger Qualitätsleiterkreis beim DGQ-Mitglied Blohm und Voss in Hamburg. Die 1877 im Herzen des Hamburger Hafens gegründete Werft gehört seit 2016 zur familiengeführten Lürssen-Gruppe und ist spezialisiert auf den Neubau von Marineschiffen sowie die Bearbeitung komplexer Reparatur- und Refit-Projekte von Yachten, Passagier- und Handelsschiffen. Blohm+Voss ist mit insgesamt 7 Docks, darunter ein 351 Meter langes Trockendock, sowie einer 2100 Meter langen Pier prädestiniert für die Dockung größerer Schiffsklassen. Bei einem vom Fertigungsleiter J. Albrecht geführten Rundgang schauten viele DGQler das erste Mal ‚von hinten‘ in die Docks, die das Bild der Hamburger Hafenkante von der Promenade aus prägen. Auch in den klassischen Industrien ist das Management komplexer Projekte (viele Gewerke, Fremdfirmen, logistische Anforderungen, Immissionen…) weiterhin auf höchste Qualität, aber inzwischen auch auf Innovation und Geschwindigkeit ausgerichtet. Riesentanker, die mit wenigen Tagen Vorlauf eingedockt und repariert werden sollen, Megayachten mit sensible Eignern und deren Vorlieben, der Militärschiffbau haben durchweg sehr besondere Anforderungen.

Der Austausch der Führungskräfte in den Managementsystemen wurde angeregt durch einen Impuls von Dr. Benedikt Sommerhoff, Leiter Innovation und Transformation der DGQ.

Teilnehmer beim DGQ-Qualitätsleiterkreis am 12.11.2018 in Hamburg

Die Gestaltung der formalen Seite des Unternehmens, der Regeln des Managementsystems, zieht gewollte und ungewollte Wirkungen auf seiner informalen Seite, der Unternehmenskultur, nach sich. „Informale Ausweichbewegungen“ sind die Notwehrreaktion der Mitarbeiter, um nicht funktionierende aber auch überbordende Regeln zu umgehen. Das bringt die Organisation zum Funktionieren, birgt aber auch enorme Risiken. Viele Managementsysteme sind überformalisiert und zu starr, deshalb klaffen formale und informale Regeln immer weiter auseinander. Auch soweit, dass Mitarbeiter eine Kultur der begrenzten Regelüberschreitung entwickeln und nur diese Bypässe die gewünschten Ergebnisse erreichen lassen. Agilität des Qualitätsmanagements kann ein Ansatz sein, das Managementsystem besser auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter auszurichten, es zu verschlanken und durch sein experimentell tastendes Vorgehen ungewollte Wirkungen zu erkennen und signifikant zu reduzieren.

Diskutiert wurden Vorgaben, von denen starke Formalisierungstendenzen ausgehen (etwa in den stark regulierten Branchen), die von Zulassern oder Kunden selbst ausgehen, Absicherungsbestrebungen von Vorgesetzten, aber auch die Schwelle aus der Komfortzone heraus für die Managementsystemmitarbeiter selbst. Wenn seit 10 Jahren kein Urlaubs- oder Reiseantrag abgelehnt wurde – kann der Antragsaufwand dann nicht auch einfach eingespart werden? Wenn interne Audits zum Ritual verkommen sind – müsste dann das Vorgehen nicht bruchartig verändert werden? Das Machbare angehen, statt auf hemmende Faktoren zu verweisen und im eigen Bereich anzufangen, Wirkung erzielen, um damit Anerkennung und Durchsetzungsmacht zu erlangen, können Wege sein. Als gute Praxis wurden angeregt etwa Workshops zur Dokumentenreduzierung (erfahrungsgemäß wird bspw. das 30%-Ziel stark übertroffen, ohne Zulassungen zu gefährden) oder ‚schnittstellenübergreifende Prozessworkshops‘ statt traditioneller Interviewaudits.

Weitere Informationen zum Thema im DGQ-Blog >>>hier.

DGQ-Qualitätsleiterkreis

Die Geschäftsstelle der DGQ nimmt gern weitere Themenvorschläge und Meldungen von Impuls- und Gastgebern entgegen um den Austausch zu mehr Wirksamkeit und Anerkennung voranzubringen.

Ihr Kontakt zur Geschäftsstelle:
Kai-Uwe Behrends
Leiter der DGQ Geschäftststelle in Hamburg
Fon: 040-85337860
kai-uwe.behrends@dgq.de