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28. August 2018

Qualitäts- und Projektmanager – Gemeinsame Gewinner oder Konkurrenz im eigenen Haus?

Netzwerkveranstaltung der DGQ Geschäftsstelle Hamburg am 23. August 2018

Qualitätsmanagementsysteme bilden das Zusammenspiel der unternehmerischen Handlungen zum Erreichen von Produkt- und Prozessqualität wieder. Sie sind entstanden, als in der Massenfertigung wiederholbare Prozesse zu beherrschen vorherrschende Herausforderung war. Im Bauwesen und Anlagenbau, wo es kompliziert ist, weil viele einfache Dinge koordiniert werden müssen, hat sich das Projektmanagement als eigenständiges Führungsinstrument entwickelt. Wo viele einfache Dinge einander gegenseitig beeinflussen (Emergenz, etwa in der Softwareentwicklung) kann nur agiles Projektmanagement die Komplexität beherrschen helfen. Im klassischen Projektmanagement wird auf gängige Managementtechniken, auch aus der Geschichte des Qualitätsmanagements, zurückgegriffen. Insbesondere in größeren Projekten wird die Qualität des Produktes / Projektgegenstandes, also auf das Erreichen der produktbezogenen Projektziele hin, gelenkt. Zunehmend bewusster wird auch die Qualität des Vorgehens in Projekten, die Güte der Projektabwicklung, als Qualitätskenngröße gesteuert. Gerade in der Entwicklung, in direkt kundenbezogenen Projekten kommt es zu häufigen Iterationen, von denen eine Wirkung auf künftige und parallele Projektschritte ausgeht (z.B. kurzfristige Änderung der Kundenanforderung). Hierfür haben im Projektmanagement zunehmend agile Vorgehensweisen Eingang gehalten. Zeitgleich findet in den Betrieben eine Tendenz zu kleinen Losen, zu Customizing, zu Abbau von Beständen, kurzfristigerem Entscheiden statt. Selbst in der industriellen Produktion von Großserien wird immer stärker in Projekten gedacht und gehandelt (z.B. in der Automobilindustrie von Facelift zu Facelift nur noch wenige Jahre). Technische und rechtliche Änderungen, Digitalisierung, Variationensuche durch den Kunden führen heute zu einer ‚Projektisierung‘ auch der Prozessindustrie. In diesem Szenario treffen traditionelle Projekt- und Qualitätsmanager aufeinander, kommt es zu Konflikten im Rollenbündelmodell, in der Zusammenarbeit und oft auch zu Kompetenzgerangel. Die Mitarbeiter des QM sind dabei oft die Kapazitätsreserve im Projekt, haben nachträglich oft die Last mit Reklamationen oder gar Haftungsansprüchen und müssen das ‚Du warst doch dabei‘ aushalten. Oder gar das ‚Klotz am Bein‘, wenn auf die Einhaltung von einmal beschlossenen Vorgaben, Dokumentationspflichten oder regulatorische Vorgaben in Projekten bestanden wird. So können zum Beispiel vom Projektteam schon längst alle Meilensteine auf grün gestellt sein und das Qualitätsmanagement sieht das vollkommen anders. Wer hat Recht wenn es mal wieder heißt ‚Sonderteile / Sondervorgehen vermiesen uns die KPI‘? Gilt die 10er-Regel auch für den Zeitpunkt einer Eskalation?

Udo Schmidt, Mitglied des Lenkungsteams Fachkreis Qualität & Projekte der GPM und DGQ

Wie ist das in Ihrer Organisation? Wie können Qualitäts- und Projektmanagement zueinanderfinden? Das waren die Leitfragen für eine Veranstaltung der DGQ-Geschäftsstelle in Hamburg mit Udo Schmidt von us4quality, IAPM Ambassador & Senior Official für die Metropolregion Hamburg, Mitglied im Leitungsteam des Fachkreises ‚Qualität in Projekten‘ (Gemeinschaftsarbeitskreis von DGQ und GPM)

Udo Schmidt stellte die agile Herangehensweise des Fachkreises, seiner Stories, seiner Ergebnisse vor. Gleichzeitig wurde mit der von Scrum angenäherten Arbeitsweise erläutert, wie sich auch Qualitätsmanager einen Zugang zu Denk- und Arbeitsweisen des Projektmanagements verschaffen können. Die Arbeitsmenge (backlock) in beherrschbare Pakete (strukturierte Stories) zu gliedern, diesen Bearbeitungsrhythmen (Sprints) zuzuordnen, Abnahmekriterien (definition of done) zu bestimmen und erledigtes (Done) sichtbar zu machen, ist so für Jeden nachvollziehbar. Die ‚In-Arbeit-genommenen‘ Stories sind auch für den Qualitätsmanageralltag sehr hilfreich. Kommen plötzlich neue Anforderungen an die knappen Ressourcen muss gemeinsam überlegt werden, welche andere ‚Story‘ dafür nun zurückstehen muss.  „Die Schnittmengen sind groß, Alltagsverstand gepaart mit Systematik und Konsequenz braucht es in beiden Disziplinen“ so Kai-Uwe Behrends, Leiter der Geschäftsstelle Hamburg der DGQ. „Die DGQ selbst hat mit der Entwicklung der Fachkreisarbeit, mit dem Q-Lab Schritte in die Richtung getan“. Der Fachkreis beendet alle seine Arbeiten mit einer Retrospektive, in der Regel mit Hilfe der „Seestern“-Methodik. So auch diese Veranstaltung. Frau Dr. Ilva Boenicke, Senior Project Managerin und Claim Managerin bei der Pleuger Industries GmbH erhielt dafür adhoc die Moderation und demonstrierte dem Auditorium eindrucksvoll wie einfach und wirkungsvoll „einfach machen“ sein kann. Ein Prinzip, das in der Arbeit des Fachkreises intensiv genutzt wird. Etwas nicht nur zu lesen oder zu hören, sondern in der tatsächlichen Arbeit mitanzuwenden macht den Erfahrungsaustausch der Praktiker in der DGQ so wertvoll.

Kontakt zum Fachkreis Qualität und Projekte:
https://www.dgq.de/erfahrungsaustausch/fachkreise/der-fachkreis-qualitaet-und-projekte/

Fragen zur Veranstaltung beantwortet gerne
Kai-Uwe Behrends
Leiter der DGQ Geschäftststelle in Hamburg
Fon: 040-85337860
kai-uwe.behrends@dgq.de