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24. Februar 2020

Netzwerkveranstaltung bei „Zum Goldenen Hirschen“: Unternehmensentwicklung & Veränderung: Höher, schneller, weiter. Sind denn alle verrückt geworden?

Hamburg, 13.2.2020

Dieser Abend hatte es in sich: Kennenlernen der Liberating Structures sowie der Bedeutung von QM in der VUKA-Welt, drei Vorträge und dennoch reichlich Zeit zum Austausch.

Die Begrüßung übernahm Claudia Hinrichs-Brass von der DGQ-Geschäftsstelle Hamburg und leitete die Anwesenden auch gleich dazu an, sich mit der Liberating Structure „Impromptu Networking“ (spontanes Netzwerken) kennenzulernen. Die Teilnehmenden konnten so direkt die Vorteile dieser Methode gegenüber einer herkömmlichen Vorstellungsrunde erfahren.

Da es in der VUKA-Welt laufend Veränderungen gibt bzw. geben wird und Qualitätsmanagement immer noch eher als formalistisch und somit als reaktionsträge auf Veränderungen gesehen wird, wurde kurz das Manifest für Agiles Qualitätsmanagement vorgestellt. In diesem werden die Grundsätze der ISO 9001 zu den Grundsätzen des agilen QM weiterentwickelt. Somit dient QM nicht nur als Unterstützung, sondern als Treiber für Veränderungen – und dies völlig normkonform.

Der Erfolg von QM hängt jedoch entscheidend von den Führungskräften ab. Diese widmen sich mitunter stärker operativen als strategischen Aufgaben. Kathrin Wortmann, früher Unternehmerin und inzwischen selbständige Unternehmensberaterin, machte dies im ersten Vortrag anschaulich deutlich: Sie führte aus, wie Führungskräfte zu „Gefangenen im eigenen Unternehmen“ werden. Die Freiraumstrategie bietet eine gute Möglichkeit, sich wieder auf die wesentlichen Aufgaben zu fokussieren. Das dafür unter anderem empfohlene Tool „Business Model Canvas“ konnten die Teilnehmenden paarweise anhand eines selbst gewählten Projektes ausprobieren. Die Resonanz fiel durchweg positiv aus.

Impulsvortrag von Katrin Wortmann

Kathrin Wortmann stellte außerdem acht Killer von Veränderung und echtem Wandel vor. Eine große Rolle spielt dabei die Vision: Sie muss sinnvoll sein, gut kommuniziert werden und es muss jedem bewusst sein, dass sie von Hindernissen blockiert werden kann – dies muss auch zugelassen werden. Grundsätzlich ist ein Zeitraum von 3 bis 10 Jahren anzusetzen, bis eine Veränderung auch in der Unternehmenskultur verankert ist.

Lean-Experte und Führungskräftetrainer Lars Kinkeldey ging nahtlos zu seinem Vortrag über und führte aus, wie Unternehmen jeden Tag ein bisschen besser werden können. Umdenken ist unbedingt zu planen! Alle Führungskräfte eines Unternehmens müssen für Veränderungen bereit sein und dieselbe Sichtweise haben.

Eine Empfehlung seitens Lars Kinkeldey ist es, einmal die Unternehmens-Prozesse aus Sicht des Kunden zu betrachten. Wäre man selbst bereit, für die Abläufe im eigenen Unternehmen zu bezahlen? Verbesserungspotenziale werden zudem schneller sichtbar, wenn eine konstruktive Fehlerkultur vorhanden ist: Fehler dürfen gemacht werden und es müssen dafür Lösungen gesucht werden – nicht Schuldige!

Den goldenen Abschlussvortrag hielt der Gastgeber selbst: Axel Zimny und Jana Riensch von der Agentur Zum Goldenen Hirschen stellten vor, wie sie sich den Forderungen ihrer Mitarbeiter nach weniger Hierarchie, mehr Mit- und Selbstbestimmung, Flexibilität und Homeoffice, gestellt haben. Innerhalb von 12 Monaten wurde die Organisation der Hamburger Filiale am Dammtor mit 40 Mitarbeitenden umstrukturiert. Dies geschah innerhalb von 4 Phasen: Zunächst wurde umfangreich recherchiert, was New Work eigentlich bedeutet und was die Agentur davon für sich nutzen kann und will. Anschließend wurden der Ist-Zustand und die Hindernisse zum Erreichen des gewünschten Soll-Zustands analysiert, um zu erfahren, welche Prozesse konkret verändert werden müssen (Phase 3) und um am Ende neu durchzustarten (Phase 4). Die Umsetzung erfolgt durch ein Projektteam aus Geschäftsführung, Teamleiter und Mitarbeiter und das gesamte Team wurde durch Zwischenberichte immer wieder über den Stand der Dinge informiert.

Workshopatmosphäre

Heute kann sich jeder Mitarbeitende die Projekte, an denen er mitwirken möchte, aussuchen und neue Ideen einbringen. Eine Hierarchie ist nicht mehr vorhanden, die Arbeit läuft in immer wieder neu und agil zusammengestellten Teams ab. Neue Bewerber werden anhand ihrer Kompetenzen und Neigungen ausgewählt und nicht aufgrund einer Stellenbeschreibung. Durch die Umstrukturierung profitieren alle nicht nur von mehr Freiheit, Flexibilität und Spaß, auch das Unternehmen erzielt bessere Ergebnisse: Es gibt ein neues Mindset, ein breiteres Portfolio, bessere Chancen im Recruiting und mehr Umsatz.

Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung dieser Veränderung war jedoch das Vertrauen in die Mitarbeitenden, die Vorbildfunktion der Führungskräfte – und das vom Unternehmen übernommene Spice Girls Prinzip: Allein hat jeder besondere Stärken – aber im Team ergibt sich das volle Potenzial und alle sind zu Außergewöhnlichem fähig. Solo waren die Spice Girls nämlich auch nie so erfolgreich wie als Gruppe.

Arbeiten im Homeoffice ist bei dieser äußert sympathisch, aufgeschlossen und modern wirkenden Agentur übrigens inzwischen ebenfalls möglich.

Im Anschluss an die Vorträge wurde bei Currywurst und leichten Getränken in äußerst angenehmem Ambiente noch lange genetzwerkt.

Fragen zur Veranstaltung beantwortet gerne:
Claudia Hinrichs-Brass
DGQ-Geschäftsstelle Hamburg
hamburg@dgq.de
Telefon: 040-85 33 78 60