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28. September 2018

Agiles Prozessmanagement: Revolution oder KVP?

Netzwerkveranstaltungen der DGQ-Geschäftsstelle in Hamburg am 27. September 2018

Dynamische Märkte und die hohe Veränderungsgeschwindigkeit – gerade in Zeiten der digitalen Transformation – zwingen die Unternehmen, ihre Prozesse wirksam zu gestalten. Momentan werden vielerorts Anleihen beim ‚agilen Projektmanagement‘ gemacht und auf die Prozesssteuerung übertragen. Doch was bedeutet „Agilität” im Prozessmanagement?

Eine Einführung gab Matthias Lehrke (Verleger und Consultant, Autor vieler Praxishilfen im QM und seit mehr als 20 Jahren in der DGQ aktiv) der Hamburger QMunity mit einem Vortrag. Leider wird in vielen Betrieben eine Front aufgemacht, indem Agilität, agiles PM und agiles QM gegen die bisherige Arbeit in Stellung gebracht wird.

Das herkömmliche Prozessmanagement wird zunehmend als plangetrieben, starr, formalistisch und in der Realität als unwirksam erlebt. Agilität verspricht flache Hierarchien, starke Kommunikation, Flexibilität. Bei genauerer Betrachtung sind es allerdings Risiken, Haftungsfragen und die Verrechtlichung der Lebensbeziehungen die hinter unbeliebten Dingen wie Konfigurationsmanagement oder der ‚Freigabe von Entwicklungsänderungen an sicherheitsrelevanten Bauteilen‘ stehen.

Aber soll Agilität plötzlich alles Bewährte ersetzen? Oder ist es nur eine beratergetriebene Kampagne wie die QMunity sie mit TQM, KaiZen, Lean, SixSigma in Abständen immer mal wieder erlebt hat und die zur Weiterentwicklung der Disziplin beitrugen?

„Wir sind doch alle froh, dass nicht in der Garage eines Startups am Kicker über die Netzanbindung von Kernkraftwerken oder Flugzeugtriebwerke entschieden wird“ so Lehrke. „Je kleiner die Stückzahl, je seltener eine Fragestellung auftaucht umso geeigneter werden agile Methoden bei der Arbeit sein“. Ausdrücklich geeignet sind also Strategieprozesse oder Projekte wie ‚Sonderlocken‘ in der Produktion oder anspruchsvollere Fälle neben dem Routinegeschäft in der Dienstleistung. Dies Vorgehen ermöglicht auch, Teams für agile Arbeit (ggf. Pilotprojekte) nur aus Freiwilligen zu bilden. Unbestritten war in der Diskussion, dass es im Prozessmanagement Handlungsbedarf gibt.

„Bewertung und ableiten neuen Handelns sind feste Bestandteile der Arbeit im Regelkreis (PDCA). Nur wer dies unterlässt sieht sich dem Wunsch nach Abschaffung ausgesetzt, statt sich beständig fortzuentwickeln“ so Kai-Uwe Behrends, Leiter der DGQ Geschäftsstelle. Mehr motivierende Eigenverantwortung, iteratives Arbeiten statt des einen ganz großen Plans, regelmäßige Retrospektive, Steuerung der Leistungserbringung über Kanban-Systeme (Pull) und Scrum-Methodik (den Workload in Stories und Sprints abarbeitbar machen), Entwicklung mit agilen Methoden aus dem Design-Thinking-Baukasten voranzutreiben ist durchaus mit einem seriösen Ansatz von Prozessmanagement zu verbinden. Da braucht es dann aber auch den Zertifizierer, der ein Fotoprotokoll des Scrumboards oder einen neuen Programmierschritt als dokumentierte Information oder die selbstgegebenen Spielregeln eines agilen Teams als ‚Führung und Verantwortung‘ anerkennt.

Fragen zur Veranstaltung beantwortet gerne
Kai-Uwe Behrends
Leiter der DGQ Geschäftststelle in Hamburg
Fon: 040-85337860
kai-uwe.behrends@dgq.de