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User Survey ISO 14001: Stakeholder wünschen sich zusätzliche Leitfäden – kein Revisionsbedarf

Aktuell besteht keine Notwendigkeit für eine Revision der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001, wohl aber Bedarf für zusätzliche Hilfestellungen bei der Implementierung. Das ist das Ergebnis des ISO User Survey 14001, das kürzlich veröffentlicht wurde. Die 2021 durchgeführte Umfrage, an deren Ausarbeitung die DGQ beteiligt war, richtete sich an Organisationen aller Größen. Rund die Hälfte der befragten Stakeholder stammt aus Organisationen, welche die ISO 14001 bereits implementiert haben oder dies planen. Die andere Hälfte setzt sich aus Personen und Organisationen zusammen, welche die Umweltmanagementnorm nicht selbst implementiert haben. Dazu zählen unter anderem Auditor:innen und Berater:innen.

Die Mehrheit der Befragten bestätigte den durch die ISO 14001 geschaffenen Mehrwert für Organisationen. Die Implementierung eines Umweltmanagementsystems (UMS) habe insbesondere dabei geholfen, rechtliche Anforderungen zu erfüllen sowie die Nachhaltigkeits-Performance verbessert. Außerdem habe sie das entsprechende Engagement seitens der Mitarbeitenden und des Management gesteigert. Nicht zuletzt habe sich die Norm insofern auch als gewinnbringend erwiesen, dass infolge ihrer Implementierung von Stakeholdern gesetzte Ansprüche besser erfüllt werden konnten und das öffentliche Ansehen stieg.

Klarheit schaffen bezüglich bestehender Anforderungen

In Bezug auf bestehenden Verbesserungsbedarf äußerten die Befragten den Wunsch, die zuständige Arbeitsgruppe ISO TC 207/SC1 möge in erster Linie Klarheit in die bestehenden Anforderungen der Norm bringen sowie ergänzende Leitfäden für die Umsetzung bereitstellen. Laut Umfrage wünscht sich dies etwas mehr als die Hälfte der Befragten insbesondere mit Blick auf das geforderte Konzept der Lebenswegbetrachtung („life cycle perspective“). Rund ein Drittel sieht Verbesserungsbedarf beim empfohlenen Umgang mit aus Umweltaspekten resultierenden Risiken und Chancen sowie bei der geforderten Kontrolle von Prozessen, etwa beim Thema Lieferkette und weiteren Phasen des Produktlebenszyklus. Dabei sprach sich knapp die Hälfte der Befragten für ein Mehr an informeller statt formeller Anleitung für die Implementierung eines Umweltmanagementsystems aus – also zusätzliche Informationen beispielsweise auf der Website der SG1 oder weiterführende Veröffentlichungen wie White Paper und Reports.

Umgang mit den „Future Challenge Concepts“

Das ISO Technical Committee 207/SC1 hat in ihrem 2020 veröffentlichten „Future Challenges Report“ fünf zentrale Handlungsfelder für das Umweltmanagement definiert. Diese umfassen die Identifizierung von Umweltaspekten in der Lieferkette oder anderen Phasen des Produktlebenszyklus, die Förderung einer Kultur der Umweltverantwortung in der Organisation, Mitarbeiterengagement im Umweltmanagement, die Integration des UMS in das Unternehmensmanagementsystem sowie die externe Berichterstattung über Umweltziele und Leistungsinformationen. Entsprechende Anforderungen an Organisationen sind in der ISO 14001 enthalten. Mit Blick auf die Gesamtheit der Befragten wünschte sich eine knappe Mehrheit zusätzliche ISO-14001-Anforderungen hinsichtlich der drei zuerst genannten Punkte. Dies gilt insbesondere für den Anteil der Personen, welche die ISO 14001 nicht direkt implementiert haben. Jene Befragten, welche die Implementation bereits abgeschlossen haben oder aktuell planen, legten in der Umfrage eher Wert auf weiterführende Informationen, mehr Klarheit in den bestehenden Anforderungen sowie ergänzende Leitfäden für die Umsetzung.

Über die genannte Erkenntnisse hinaus zieht die Studie das Fazit, dass die bereits vom SC1 zur Verfügung gestellten Ergänzungsdokumente besser kommuniziert werden müssen: Diese seien den Befragten oftmals entweder nicht bekannt oder würden trotz Bekanntheit nicht genutzt.

Ziel der kontinuierlichen Verbesserung

Die Umfrage wurde von den nationalen ISO-Mitgliedsstaaten an die Zielgruppen weitergegeben und in neun Sprachen übersetzt. Knapp 3000 interessierte Stakeholder aus 91 Nationen nahmen daran teil. Rund 60 Prozent der Antworten stammten aus Europa.

Alle fünf Jahre prüft das ISO Technical Comitee 207/SC1 eine mögliche Revision der ISO 14001 und ISO 14004. Mit dem zweiten User Survey zur ISO 14001 möchte sich die internationale Normungsinstitution einen Überblick über die Bedürfnisse der interessierten Stakeholder verschaffen, der in der Folge bei den Überarbeitungen der ISO 14001 und ISO 14004 berücksichtigt werden soll. Die Umfrage thematisiert Schlüsselthemen und zukünftige Herausforderungen für das Umweltmanagement. Ziel ist eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltmanagementnormen. 2013 wurde die Umfrage erstmals durchgeführt.

Kontakt:

Thomas Votsmeier
Leitung Normung
thomas.votsmeier@dgq.de

DIN EN ISO 26000:2021 veröffentlich

Die Revision des „Leitfadens zur gesellschaftlichen Verantwortung“ für privatwirtschaftliche, öffentliche und gemeinnützige Organisationen wurde im April diesen Jahres abgeschlossen. Auch nach dieser Revision ist der ausdrückliche Hinweis, dass ISO 26000 nicht als Zertifizierungsstandard entwickelt wurde, in der Einleitung erhalten geblieben. Die Norm soll Organisationen ermutigen, verstärkt gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Kunden und Öffentlichkeit, Beschäftigten, Partnern und weiteren Anspruchsgruppen zu übernehmen.  Inhalte und Struktur des Leitfadens sind unverändert. ISO 26000 bietet Orientierung zu den Grundsätzen, den Handlungsfeldern und der Integration gesellschaftlicher Verantwortung. Jede Organisation sollte aus eigener Sicht oder unter Einbezug ihrer Anspruchsgruppen selbst bestimmen, welche Handlungsfelder für sie relevant und wesentlich sind. Die Revision umfasst zwar nur redaktionelle Anpassungen und Fußnotenänderungen, aber ein vertiefter Blick in das Werk lohnt sich. Ein Beitrag im DGQ-Blog gibt einen ersten Überblick über interessante Punkt.

Revision der ISO 9001 Prozessorientierung ist angesagt

Frankfurt am Main, 21. Juli 2014 – Die Überarbeitung der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 geht auf die Zielgerade: Die International Organization for Standardization (ISO) hat den „Draft International Standard“ (DIS) an das zuständige deutsche Normungsgremium DIN übermittelt. „Nach Lage der Dinge wird die Norm praxisnäher, das heißt reduzierter – nach dem Motto ´Weniger ist mehr`. Vor allem sollen die Prozessorientierung und das Thema Risikomanagement gestärkt werden, etwa nach dem Vorbild der Automobilindustrie“, ist Michael Weubel überzeugt, Leiter der Landesgeschäftsstelle Mitte bei der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ).

Als Mitglied des Normungsausschusses NA 147 liegt der DGQ der „Draft International Standard“ (DIS) für die neue ISO 9001 seit Juli in deutscher Sprache vor. Sie soll im Herbst 2015 in Kraft treten. Der DIS biete jetzt die letzte Möglichkeit für Einsprüche. Diese sollen bis März 2015 eingearbeitet sein, sodass es danach nur noch redaktionelle Änderungen geben wird. „Wir gehen davon aus,dass die Grundzüge der Neuerungen nun nicht mehr verändert werden. Lediglich die Ausprägung einzelner Punkte könnte sich noch geringfügig ändern“, so Weubel weiter.

Norm mit mehr Praxisnähe
Die Änderungen seien deshalb notwendig, weil es seit der letzten großen Revision im Jahr 2000 im Qualitätsmanagement einige grundlegende Veränderungen gegeben habe, auf die die Norm nun Antworten finden müsse. Auch soll die Norm für die Jahre bis zur nächsten Revision fitgemacht werden „Die Unternehmen erwarten heute mehr als nur Konformität mit Normen und einem Zertifikat. Der Nutzen des QM-Systems für das Unternehmen muss stärker fokussiert werden.“  Wir erkennen, dass dies im Entwurf für die ISO 9001: 2015 gelungen ist.“

Als Beispiel nennt Weubel die Umsetzung des risikobasierten Ansatzes. Damit wird kein Risikomanagementsystem gefordert, es geht vielmehr darum, die vorbeugende Wirkung eines Qualitätsmanagementsystems zu stärken. Der Blick richtet sich deshalb auf ergebnisorientierte, wirtschaftliche und fähige Prozesse. Anwender sind aufgefordert, sich in allen Phasen von Planung, Umsetzung und Bewertung mit den Risiken für die Zielerreichung in ihrem Tagesgeschäft auseinanderzusetzen. Dazu Weubel: „Wir erkennen im Entwurf immer wieder das Bild des „Automotive Turtle“, in dem wir sehr genau im Blick behalten, welche Ziele wir mit einem Prozess verfolgen und welche Faktoren hierauf Einfluss nehmen“.

Die zunehmende Praxisnähe der Norm zeigt sich nach Ansicht von Weubel darin, dass ein formales QM-Handbuch nicht mehr gefordert ist. „Die Norm denkt unternehmerisch“, bringt es der DGQ-Experte auf den Punkt. Es gehe nun vielmehr um den Kontext der Organisation, etwa in welchem Umfeld ein Unternehmen aktiv ist. „Das QM-System soll den Unternehmen helfen, ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Die Wirksamkeit des QM-Systems wird also verstärkt in den Fokus gerückt. Die Norm orientiert sich damit an der Praxis.“ Dass auch die Rolle des Beauftragten der Leitung entfallen werde, sorge natürlich für Aufruhr, weiß Weubel, „vor allem bei denjenigen, die diese Position derzeit bekleiden“. Doch gibt er Entwarnung: Zum einen wird in der Praxis oft nicht zwischen dem Beauftragten der Leitung und der Rolle eines QMB unterschieden, zum anderen bleiben aber alle Aufgaben auch weiterhin bestehen, die Unternehmen seien künftig aber freier in ihrer Entscheidung, wie sie diese Aufgaben organisieren. Dazu Weubel: „Die neue Norm rückt das Thema Qualitätsmanagement wieder näher an den Vorstand und die Geschäftsführung heran“.

ISO 9001-zertifizierung im laufenden Betrieb umstellen
Auch die zunehmende Prozessorientierung in der neuen Version wertet er positiv: „Als das Thema mit der Version aus dem Jahr 2000 erstmals aufgegriffen wurde, haben manche Unternehmen einfach ihre Verfahrensanweisungen in Prozessbeschreibungen umbenannt. Das kann es natürlich nicht sein. Im Grunde wurden damit Zeit und Geld verschwendet“. Der neue Entwurf formuliere ein umfassendes und sinnvolles Prozessmanagement mit Verantwortungen und Zielen, die mit Indikatoren und Kennzahlen sauber gesteuert werden.

Den Unternehmen empfiehlt Weubel,vor Frühjahr 2015 – bis es den letzten finalen Entwurf gibt – keine internen Aktivitäten zu starten. Zwar sollten sie sich möglichst auf dem Laufenden halten, jedoch nicht in Hektik verfallen. Denn große Überraschungen blieben aus.

Wie bei der letzten Revision, gehe man auch 2015 von einer Übergangsfrist von drei Jahren aus. „Das heißt, noch drei Jahre nach dem Start der neuen Version wird es möglich sein, sich nach der heutigen ISO 9001 zertifizieren zu lassen. Ich rechne daher damit, dass viele Unternehmen im laufenden Betrieb umstellen werden.“

Die Deutsche Gesellschaft für Qualität prägt und moderiert die praxisnahe Plattform engagierter Fachleute aus allen Unternehmensebenen und Leistungsbereichen zum Thema Qualität. Der Verein mit rund 6300 Mitgliedern und 63 Regionalkreisen bundesweit gestaltet Netzwerke und vergibt Zertifikate für nachgewiesene Kompetenz in Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement. Die DGQ Weiterbildung GmbH qualifiziert jährlich mehrere Tausend Teilnehmer zu Beauftragten, Managern und Auditoren im Qualitäts- und Umweltmanagement sowie in der Arbeitssicherheit. Die DGQ-Forschung erarbeitet in Gemeinschaftsprojekten mit KMU neue Anwendungen für das Qualitätsmanagement.