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Erstes ISO-Meeting bestätigt geplante Richtung der 9001er Revision

Bei ihrem ersten Treffen anlässlich der Revision der ISO 9001 bekräftigte die zuständige Arbeitsgruppe des für Qualitätsmanagement zuständigen Gremiums ISO TC 176 die geplanten Ziele und den Umfang der Überarbeitung. Die zuvor verfasste „Design-Spezifikation“ für das Projekt, welche den Scope der Revision umreißt, wurde als Leitfaden bestätigt. Das Dokument basiert auf verschiedenen in den vergangenen Jahren gesammelten Umfrageergebnissen und Zukunftsstudien.

Das Treffen fand vom 4. Bis 8. Dezember im Londoner British Standards Institution statt.

„Im Fokus des Treffens stand die Relevanzbewertung der sogenannten ‚emerging themes‘, welche im Vorfeld der Revision als potenziell bedeutsame Entwicklungen identifiziert wurden“, berichtet Thomas Votsmeier, Leiter Normung bei der DGQ. „Dazu zählen aktuelle Auswirkungen im Zuge globaler Veränderungen – darunter beispielsweise ESG-Aspekte – sowie Veränderungen in der QM-Anwendung und durch den Einsatz neuer Technologien.“ Entsprechende Interpretationsanfragen der vergangenen Jahre wurden bei dem Treffen gesichtet und bewertet.

Darüber hinaus führten die anwesenden Normungsvertreter:innen erste Diskussionen über eine Differenzierung der Konzepte von Risiken und Chancen, wie sie im Rahmen der Revision als Input vorgesehen ist. Auch Formulierungen im Hinblick auf Dokumentationsanforderungen und über das Verständnis der Einbindung eines Qualitätsmanagementsystems in die Leitung der Gesamtorganisation standen zur Debatte.

Die nächsten Schritte

Nach einer intensiven Diskussionsrunde erstellen zuständige Normungsexpert:innen nun auf deren Basis einen ersten internen Entwurf für die überarbeitete ISO 9001 – den sogenannten Working Draft – und verteilt diesen zur Kommentierung innerhalb der Arbeitsgruppe. Die Bearbeitung der gesammelten Kommentare steht dann im Februar 2024 auf der Tagesordnung.

Bereits bei der Ankündigung der 9001er Revision hatte die ISO bekanntgegeben, dass die Qualitätsmanagementsystemnorm keine grundlegenden Änderungen erfahren soll. Vielmehr geht es um eine Anpassung an die „Harmonized Structure“ als Rahmenvorgabe für alle ISO-Managementsystemnormen sowie um die Entwicklung von Leitlinien zur Klarstellung von Anforderungen im Anhang oder in Form sogenannter „Notes“. Dazu gehört auch, dass der Anhang der Norm im Hinblick auf die Vermeidung von Fehlinterpretationen erweitert werden soll.

Hintergrund: Parallele Normenrevisionen

Parallel zur ISO 9001 wird auch die Qualitätsmanagementnorm ISO 9000 revidiert. Vor diesem Hintergrund führt die entsprechende Arbeitsgruppe des TC 176 SC 1 Überlegungen zur Anpassung der QM-Grundsätze sowie zur Einführung neuer oder geänderter Definitionen durch. Auch hier spielt die mögliche Neukonzeption des Risikobegriffs eine große Rolle. Die Ergebnisse beider Revisionen werden aufeinander abgestimmt.

Der ehrgeizige Projektplan sieht die Veröffentlichung der neuen Norm im Dezember 2025 vor. Die Überarbeitung der ISO 9000 und der ISO 9001 wird als Pilotprojekt mithilfe eines neuen „Online development tools“ erstellt – ein Einstieg in die Digitalisierung der ISO-Normen.

DGQ und Gesellschaft für Wissensmanagement veröffentlichen Handlungsleitfaden

Das Wissensmanagement gewinnt in ISO 9001:2015 an Bedeutung: Ein neuer Handlungsleitfaden soll Unternehmen den Umgang mit Wissensmanagement im Zuge der Normenrevision erleichtern. Die Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM) und die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) haben ihn jetzt veröffentlicht.

Im Leitfaden „Wissensmanagement in der ISO 9001:2015 – Praktische Orientierung für QM-verantwortliche“ erläutern die Herausgeber detailliert die Mindestanforderungen der Norm in Bezug auf Wissen und Kompetenzen und stellen Maßnahmen vor, diesen zu begegnen.Die Norm fordert von den Organisationen explizit, Wissen zu erwerben und zu bewahren und dadurch die Qualität der Abläufe sowie der Produkte und Dienstleistungen nachhaltig zu verbessern. „Die hervorgehobene Bedeutung des Wissens-Aspekts in der neuen Norm birgt für viele Unternehmen die Chance, sich mit dem bislang häufig vernachlässigten Thema Wissensmanagement aktiv auseinanderzusetzen“, sagt Christoph Pienkoß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der DQG. „Der Handlungsleitfaden soll dabei als Orientierung für die Praktiker dienen.“

So gibt die Orientierungshilfe praxisnahe Hinweise, wie Unternehmen Schritt für Schritt einen strategischen und systematischen Umgang mit Wissen und Kompetenzen entwickeln können und mit welchen Fragen der Auditoren zu rechnen ist. Für jede in der Norm formulierte Anforderung werden Wissensmanagement-Methoden und –Werkzeuge aufgelistet, die geeignet sind, diese Anforderung zu erfüllen.

Vor dem Hintergrund der revidierten DIN EN ISO 9001:2015 kooperieren die DGQ und die GfWM seit über einem Jahr in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe. Experten aus Qualitäts- und Wissensmanagement erarbeiten pragmatische, fundierte Ansätze, mit denen Organisationen ihr Wissen und ihre Kompetenz gezielt zur Steigerung des Geschäftserfolgs nutzen und pflegen können. Mit dem nun veröffentlichten Handlungsleitfaden ist ein erster Meilenstein erreicht.

Die Gesellschaft für Wissensmanagement e. V. (www.gfwm.de) unterstützt den professionellen und verantwortungsbewussten Umgang mit Wissen. Mit mehreren hundert Wissensmanagement-Experten aus Praxis, Wissenschaft und Beratung, fördert die GfWM die Weiterentwicklung von Wissensmanagement und dessen Integration in wichtige Anwendungsbereiche. Die GfWM zeigt aktiv die Verknüpfungen zu anderen wissensrelevanten Themen auf und unterstreicht durch Kooperationen und interdisziplinäres Zusammenarbeiten ihre ganzheitliche Sicht auf das Wissensmanagement. In zahlreichen Veranstaltungen bietet sie Möglichkeiten für Austausch und Beteiligung, u.a. zu Trends und Good Practices im Wissensmanagement. Die GfWM tritt für den bewussten Umgang mit immateriellem Vermögen ein und ist mit all ihren Aktivitäten bestrebt, dessen Bedeutung fachkundig zu vermitteln.

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Über die DGQ
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität prägt und moderiert die praxisnahe Plattform engagierter Fachleute aus allen Unternehmensebenen und Leistungsbereichen zum Thema Qualität. Der Verein mit knapp 6.500 persönlichen und Firmenmitgliedern, darunter etwa ABB, Daimler, Lufthansa, Siemens und 3M, sowie 62 Regionalkreisen bundesweit gestaltet Netzwerke und vergibt Zertifikate für nachgewiesene Kompetenz in Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement. Die DGQ Weiterbildung GmbH qualifiziert jährlich mehrere Tausend Teilnehmer zu Beauftragten, Managern und Auditoren im Qualitäts- und Umweltmanagement sowie in der Arbeitssicherheit. Die DGQ-Forschung erarbeitet in Gemeinschaftsprojekten mit KMU neue Anwendungen für das Qualitätsmanagement.