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VDA Band Schadteilanalyse Feld und Auditstandard – die wichtigsten Änderungen der Revision 2018

Automotive

„Talk to the parts; they are smarter than the engineers.”

Dieser Satz von Dorian Shainin (1914-2000) könnte das Motto des Prozesses Schadteilanalyse Feld (SAF) sein. Shainin darf durchaus als einer der Vordenker zu diesem Ansatz gelten. Zu den zentralen Elementen seines Tuns gehörten diverse statistische Verfahren zur Qualitätsverbesserung. Als Besonderheit, die seinen Ansatz auszeichnet, gilt der Einsatz von Versuchstechniken mit statistischer Auswertung. Das Ziel dieser Versuche ist es, den Fehler so schnell und einfach wie möglich einzugrenzen. Dieses „Sprechen mit den Teilen“ findet sich auch im Konzept des Prozesses Schadteilanalyse Feld wieder.

Denn trotz aller Bemühungen um Qualitätsplanung und Fehlervermeidung ab Projektbeginn treten weiterhin Fehler auf. Davon viele erst dann, wenn das fertige Produkt bereits beim Kunden ist. Baut die Werkstatt ein defektes Teil aus, spricht man vom Schadteil Feld. Tritt der Fehler häufig bei Fahrzeugen auf, die sich noch in der Garantiezeit befinden, wird es teuer, die Fehler zu beheben. Für diese Kosten muss derjenige aufkommen, der den Fehler letztlich verursacht hat. Wer genau das ist, ist nicht immer offensichtlich. Damit die betroffenen Unternehmen durch die möglichen Kosten aus gehäuften Garantiefällen nicht in Schieflage geraten, verlangen die Standards VDA 6.3 Prozessaudit und IATF 16949 die Ausarbeitung von Gewährleistungskonzepten. Zudem müssen Analyseprozesse implementiert sein, die schnell und wirksam Fehlerursachen identifizieren. Diesen erweiterten Anforderungen begegnet der VDA Band Schadteilanalyse Feld und Auditstandard mit der Revision 2018.

Die wichtigsten Änderungen der Revision

Der VDA Standard wurde um folgende Schwerpunkte ergänzt

  • Stärkere Ausrichtung auf die gesamte Lieferkette
  • Planung stärker in den Produktentstehungsprozess überführt
  • Befundung optimiert hinsichtlich Kundenbeanstandungen und Datenmanagement
  • Berücksichtigung von Mehrfachfehlern
  • Beispiel eines NFT-Leitfadens integriert (NTF = No trouble found)
  • Problemanalyse mit Sonderfällen
  • Problemlösungsprozess erweitert
  • Marktbeobachtung integriert
  • Auditfragenkatalog erweitert und neu strukturiert

Zu den weiteren Zielen der Überarbeitung gehörte eine enge Anbindung an den aktuellen VDA 6.3 Standard Prozessaudit. Die Entwicklung beider VDA Standards verläuft abgestimmt. Im Jahr 2009 erscheint die erste Auflage des VDA Bands Schadteilanalyse Feld. Der VDA 6.3 Band wird 2010 überarbeitet. Ein Jahr später folgt der Auditstandard SAF. Die beiden darauffolgenden Revisionen im Jahr 2016 (VDA 6.3) und 2018 (SAF) setzen diese Koppelung fort. Das Thema SAF wird über die Forderungen des Fragenkatalogs im Band VDA 6.3 über alle Projektstadien eingebracht: Angefangen im Prozesselement P3 (Planung Produkt- und Prozessentwicklung; Frage P3.4) über Prozesselement P4 (Realisierung der Produkt- und Prozessentwicklung; Frage P4.7) bis hin zu Prozesselement P7 (Kundenzufriedenheit/Kundenbetreuung/Service; Frage P7.4). Zudem verlangt auch der VDA Band 2 mit Verweis auf entsprechende kundenspezifische Vereinbarungen den Nachweis der Anwendung des VDA Bandes Schadteilanalyse Feld. Schließlich werden mit der Revision 2018 der bisherige Standard SAF und der Auditstandard SAF in einem Band zusammengelegt.

Das übergeordnete Ziel des Standards VDA Schadteilanalyse Feld und Auditstandard

Kommt es zur Beanstandung eines Fehlers im Feld, so wird zunächst über eine Befundung ermittelt, ob das Teil den Spezifikationen des Kunden entspricht. Für diese Befundung gibt es etablierte Standards und Methoden. Als problematisch haben sich jene Teile erwiesen, für die bei der Befundung keine Abweichungen von den Spezifikationen gefunden werden konnten. Diese Teile haben dennoch zu Ausfällen im Feld geführt. Der Prozess zum Umgang mit solchen Teilen war in der Vergangenheit im schlimmsten Falle ungeregelt. Sehr häufig war keine einheitliche Vorgehensweise in der Lieferkette vorzufinden. Unter diesen Umständen kam es vor, dass Teile unverändert in der Serie belassen wurden. Weitere Ausfälle verursachen dann wieder Kosten, die auch mal das vertretbare Maß überschreiten können.

Der Schadteilanalyseprozess

Vor diesem Hintergrund ist der Ruf nach einem Standard nachvollziehbar, der den Umgang mit solchen Teilen regelt. Der VDA Standard beschreibt detailliert die Schritte mit Befundung und NFT-Prozess sowie dem dazugehörigen Problemlösungsprozess. Zudem gibt er Empfehlungen zur Planung des Schadteilanalyseprozesses und benennt Kennzahlen für die Überwachung von dessen Leistungsfähigkeit. Zur Verbesserung des Prozesses trifft der Standard ebenfalls Aussagen und erörtert Themen wie Stichprobenstrategie, Logistik, Schnittstellen und Informationsaustausch sowie Feldbeobachtung. Schließlich wird ein Ansatz zur Auditierung von Schadteilanalyseprozessen bereitgestellt, der sich am Fragebogenaufbau, an der Bewertungslogik und den Auswertungen des VDA Standards 6.3 Prozessaudit orientiert.

Mit der Anpassung an den revidierten VDA Band 6.3 Prozessaudit, der Integration des VDA 6.3-kompatiblen Auditstandards und den inhaltlichen Präzisierungen ist der VDA Standard Schadteilanalyse Feld & Auditstandard aktuell aufgestellt. Somit wird er sich im Qualitätsmanagement der Automobilindustrie weiter etablieren.

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