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Patientensicherheit als Merkmal für Qualität

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Nur wenige Monate ist es her, seit das „Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.“ (APS) ihr „Weißbuch Patientensicherheit“ veröffentlicht hat. Die Forderungen gehen tief und sind ein Aufruf an Politik und Führungskräfte, aber auch an all diejenigen, die in der Gesundheitsversorgung die sichere Behandlung von Patientinnen und Patienten aus den Augen verloren haben. Zweifelsohne ist das Gesundheitswesen eine gebeutelte Branche und die Umsetzung verbesserter Patientensicherheit verlangt den Akteurinnen und Akteuren einiges ab. Die sieben Forderungen des Aktionsbündnisses beinhalten u.a. hauptamtliche Patientensicherheitsbeauftragte und -fachkräfte, verbesserte Hygienerichtlinien und Patientensicherheit als Thema in der Aus- und Weiterbildung.

Während etwa 90 bis 95 Prozent aller Krankenhausbehandlungen ohne Zwischenfälle verlaufen, treten jährlich bei 400.000-800.000 Fällen vermeidbare „unerwünschten Ereignissen“ auf, wie beispielsweise Druckgeschwüre oder Fehldiagnosen. Vermeidbar wäre jeder zwanzigste Sterbefall. Doch was sind die Gründe für diese verheerenden Defizite?

Bisher ist Patientensicherheit oft ein Kostenfaktor. Doch die Branche sollte bei der finanziellen Ressourcenverteilung den möglichen Erfolg hinter einer verbesserten Patientensicherheit sehen. Der Appell des APS ist eindeutig: Mit vereinzelten, isolierten Maßnahmen kann keine nachhaltige und sichere Patientenbehandlung gewährleistet werden. Das Thema muss neu gedacht werden und alle Strukturen des Gesundheitswesens durchdringen.

Patientensicherheit neu denken

Das APS setzt vor allem auch den Schwerpunkt auf eine konzeptionelle Neuentwicklung des Begriffs. So geht es längst nicht mehr um die individuelle Schuldfrage bei einem Fehler, sondern „the system is to blame“. Allerdings greift es zu kurz, das Gesundheitssystem zur Verantwortung zu ziehen. Denn die Komplexität dieses Systems verlangsamt Veränderungen und verhindert sie zum Teil sogar. Das APS charakterisiert das Gesundheitssystem als eine sogenannte „Expertenorganisation“. Eine Organisationsform mit vielen unabhängigen Mitgliedern und einer Abneigung gegen Managementsysteme. Externe Prozessveränderungen oder Strukturinnovationen finden häufig keinen Anklang. Deshalb muss eine Wahrnehmung über diese änderungsresistente Struktur stimuliert werden.

Patientensicherheit muss daher als Eigenschaft und Handlungsfähigkeit gesehen werden und weniger als eine „andere Philosophie“ oder „ein Befolgen anderer Regeln“. Ziel sollte es sein, die Sicherheit aller Patientinnen und Patienten durch aktives Handeln zu erhöhen. Gleichzeitig sollte die Patientenperspektive eingenommen werden, um ein moderneres Verständnis des Begriffs voranzutreiben.

Qualifizierte Fachkräfte –  ein entscheidender Faktor für Patientensicherheit

Was bedeutet die Brisanz dieses Fokus für das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen? Bereits DIN EN 15224 behandelte das Thema Risikomanagement und Patientensicherheit als Schwerpunkt. Allerdings steht dabei die Zufriedenstellung des Kunden im Mittelpunkt – also der Patientin oder des Patienten. Der Wunsch nach mehr Augenmerk auf die Patientenperspektive ist damit nicht unbedingt gemeint. Stattdessen sollte in der Aus- und Weiterbildung ein verstärkter Fokus auf die nötigen Kompetenzen gelegt werden. Zweifelsohne fordert das die Berufsgruppen im Gesundheitswesen in besonderem Maße. Auf der einen Seite gilt es, das Vertrauen und die Handlungskompetenz in die Qualitätsbeauftragten zu stärken. Auf der anderen Seite müssen die Werte der Patientensicherheit wieder strukturell verankert werden.

Ein etabliertes Qualitätsmanagement nach DIN EN 15224 oder ISO 9001 ist im Gesundheitswesen mittlerweile verbreitet. Allerdings greift es selten weit genug, um die Patientensicherheit nach einem modernen Verständnis abzudecken. Um sie zu verbessern, wäre es ein Anfang, sie auch als Merkmal von Qualität weiterzuentwickeln.

Grundsätzlich ist ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem ein guter Anfang. Wenn es nicht nur als Verpflichtung gesehen wird, sondern auch als Chance, die Sicherheit der Patienten zu erhöhen, profitieren vor allem die Patienten davon. Damit das QM-System seine volle Wirkung entfaltet, ist jedoch vor allem eins nötig: Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Lage sind, ein QM-System einzuführen, aufrechtzuerhalten und kontinuierlich zu verbessern. Die DGQ bildet in ihrem zweiteiligen Lehrgang Qualitätsfachkräfte und Qualitätsbeauftragte aus, die genau dies erlernen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten hier das nötige Wissen, die Sicherheit und Effizienz ihrer Einrichtung mit professionellem Qualitätsmanagement zu steigern. Die Veranstaltungen richten sich an beruflich Pflegende sowie Fach- und Führungskräfte aus allen Bereichen im Sozial- und Gesundheitswesen. Das didaktische Konzept der Ausbildung im Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen zielt – neben reichhaltigen Übungsanteilen – vor allem auf konkrete Praxisfragen ab. Das erleichtert die anschließende Umsetzung. Hierzu tragen auch die Trainerinnen und Trainer bei: Sie kommen aus der Branche und haben viele Beispiele die zeigen, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Gelernte bei der Arbeit anwenden können.

Interessierte erhalten weitere Informationen zu den DGQ-Trainings „QM im Sozial- und Gesundheitswesen“ online oder bei DGQ-Produktmanagerin Anna Schramowski telefonisch unter 069 954 24-216 oder per E-Mail an anna.schramowski@dgq.de.


Literaturhinweis: Schrappe, M. (2018): APS-Weißbuch Patientensicherheit, in Aktionsbündnis Patientensicherheit gefördert durch den vdek (Hrsg.), Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Berlin.

 

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