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Neuer IRIS-Branchenstandard ISO/TS 22163 punktet mit Praxistauglichkeit und Flexibilität

Seit September 2018 ist die Übergangsphase zur Umstellung der IRIS-Zertifikate auf den Revisionsstand 03 beendet. Damit wurde erstmals der neue Qualitätsmanagementstandard ISO/TS 22163 eingeführt. Auf der internationalen Bahnmesse INNOTRANS 2018 im September in Berlin zogen die Experten Bilanz und verkündeten Veränderungen, die den eingeschlagenen Weg bestätigen.

Vertrauen in das neue IRIS-Regelwerk stärken

Mit der Gründung des IRQB (International Railway Quality Board) verfolgt das IAB (IRIS Advisory Board) den klaren Ansatz, die Produktqualität im Sektor international und prozessorientiert zu managen und zu verbessern. Das übergeordnete Ziel ist es, die Zufriedenheit und das Vertrauen in das IRIS Regelwerk für verbesserte Produktqualität zu erhöhen.

Im letzten IRIS Advisory Board Meeting bei der UNIFE (Union des Industries Ferroviaires Européennes) in Brüssel wurden Beschlüsse für die erste Sitzung des IRQB vorbereitet. Nun haben die Repräsentanten des Consortial Agreement sie auf der INNOTRANS unterzeichnet.

Prozessanalysen und -bewertungen kommen verpflichtend hinzu

Vertreter der Deutschen Bahn (DB) und der Schweizer Bundesbahn (SBB) betonten, wie wichtig es ist, durch wirksame interne Audits und Zertifizierungsaudits das Vertrauen in den Standard zu stärken. Die neue Norm ISO/TS 22163 in Verbindung mit den neuen IRIS Certification Rules Revision 03 wurden komplett überarbeitet und beinhaltet vielfältige Neuerungen. Neben 22 verpflichtend geforderten Prozessen müssen Unternehmen nun auch Prozessanalysen und Prozessbewertungen gemäß der TURTLE- und PER-Methodik durchführen. Dabei werden mit Hilfe des IRIS Audit Tools mindestens 5 Prozesse mit der TURTLE-Systematik analysiert und bewertet (PER = Performance Evaluation Report).

Mit der Unterzeichnung des Consortial Agreement zum International Railway Quality Board ist ein wichtiges Ziel erreicht: eine gleichberechtigte Mitwirkung der Betreiber in der Zertifizierung nach der ISO/TS 22163. Gleichzeitig geht nun die Arbeit richtig los. Der neue Standard muss weiter ausgestaltet werden, um seine volle Wirksamkeit zu erreichen.

IRIS

Beim Signatory Event for Consotial agreement auf der INNOTRANS kamen die Experten im September zusammen.

ISO/TS 22163 erntet Lob und soll Impulsgeber sein

Experten, die an der Weiterentwicklung des IRIS-Branchenstandards mitarbeiten, bewerten die ab Mai 2017 geltende Norm ISO/TS 22163 durchweg positiv. Sie loben die hohe Praxistauglichkeit und Flexibilität, die die Norm bei der Gestaltung eines betrieblichen Rail Quality Management Systems (RQMS) bietet. Zudem habe die Norm das Potenzial, Impulsgeber und Managementwerkzeug für die zertifizierten Unternehmen zu sein, betonen die Fachleute.

Zum 14. September 2018 wurden alle in der UNIFE-Lieferantendatenbank gelisteten IRIS-Zertifikate auf die neue IRIS-Revision 03 umgestellt. Mit dem Übergang auf ISO/TS 22163 übernimmt die International Organization for Standardization (ISO) die Verantwortung für die Regelwerksanforderungen. Die fachliche Leitung hat dort das Arbeitsgremium „ISO/TC 269 Railway applications“.

Zertifizierungs- und Bewertungsprozess übernimmt auch weiterhin UNIFE

Die UNIFE – der Verband der europäischen Eisenbahnindustrie – verantwortet weiterhin über das IRIS MANAGEMENT CENTER in Brüssel den Zertifizierungs- und Bewertungsprozess. Das Programm wird auch zukünftig über das IRIS (International Railway Industry Standard) Certification™ Lieferantenportal gesteuert.

Seit der Implementierung 2006 hat sich der Branchenstandard zu einem internationalen Regelwerk entwickelt, den die Endkunden –  nationale und internationale Bahngesellschaften wie die die Deutsche Bahn AG und die Bahngesellschaft der Russischen Föderation – anerkennen.

Die IRIS Certification™ Bewertungsmethode wurde weiterentwickelt. Der Fokus verändert sich von der „Bewertung des Umsetzungsgrades des Managementsystems“ hin zu „Prozesseffizienz“ und „Ergebnisorientierung“ der kundenrelevanten kritischen Schlüsselprozesse und Leistungsparameter. Die UNIFE setzt dabei auf die Anwendung von TURTLE-Prozessanalysen und Prozess-Effizienz-Assessments. So werden Unternehmen der Bahnindustrie zukünftig im Rahmen der Zertifizierungsaudits mindestens zu diesen fünf Unternehmensprozessen TURTLE-Prozessanalysen erstellen müssen.

Diese werden dann im Rahmen der Audits mit Prozess-Effizienz-Assessments erörtert:

  • Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen
  • Projektmanagement
  • Lenkung extern bereitgestellter Prozesse, Produkte und Dienstleistungen
  • Entwicklung
  • Produktion und Dienstleistungserbringung

Das IRIS Audit Tool wird weiterhin als Software für Interne- und Zertifizierungsaudits durch die UNIFE bereitgestellt. Dieses generiert das IRIS Assessment Sheet mit rund 300 Anforderungen.

Die UNIFE hat 10 K.O.-Anforderungen für die Vorbereitung auf die Zertifizierung des Managementsystems definiert:

  • Risikomanagement-Prozess
  • Kompetenzmanagement Prozess
  • Prozessanforderungen an Produkte und Dienstleistungen
  • Prozesssteuerung von extern bereitgestellten Prozessen, Produkten und Dienstleistungen
  • FAI First Article Inspection Prozess
  • Projektmanagement-Prozess
  • Konfigurationsmanagement-Prozess
  • Änderungsmanagement Prozess
  • Prozess „Spezielle Prozesse“
  • RAMS/LCC Prozess (RAMS = Reliability, Availability, Maintainability, Safety / LCC = Life Cycle Costs)

ISO/TS 22163 (IRIS Revision 03) können Organisationen der Schienenfahrzeugindustrie mit Entwicklungs- und/oder Produktions- und/oder Instandhaltungstätigkeiten für Produkte und Dienstleistungen in Bereich der Schienenfahrzeugindustrie, der Signaltechnik und Infrastruktur (Industrieprodukte) weiterhin anwenden.

Neu ist eine geplante Klassifizierung nach EN 15380-2, der Kennzeichnungssystematik für Schienenfahrzeuge (IRIS-Produktscopes 1-20).

Die wichtigsten Änderungen im Überblick:

  • Die ISO/TS 22163 ist auf der „High Level Structure“ aufgebaut – der Grundstruktur für Managementsystemnormen.
  • Basis der ISO/TS 22163 sind alle Anforderungen von ISO 9001:2015.
  • Neben der „Managementbewertung (9.3)“ werden nun auch dokumentierte jährliche „Prozessbewertungen“ gefordert.
  • Der Kontext der Organisation und die Erwartungen interessierter Parteien an das Unternehmen in der Schienenfahrzeugindustrie müssen ermittelt und bewertet werden.
  • Die oberste Leitung ist bezüglich der Verpflichtung und Mitwirkung (5.1) stärker in der Pflicht.
  • Das Management von Risiken und Chancen (6.1) zu Betriebssicherheit, Bahnprojekten, Prozesse und Organisationsaspekten steht im Mittelpunkt.
  • Der Schwerpunkt des Prozessorientierten Managementsystems liegt auf dem erzielten Nutzen und den Ergebnissen (Output Matters).
  • TURTLE-Prozessanalyse und PER-Bewertungen der Prozesseffizienz werden genutzt.
  • Die Dokumentation des RQMS (Rail Quality Management System) ist flexibler. Darüber hinaus wurden die gemäß ISO/TS 22163 zu dokumentierenden Prozesse definiert (Innovationsmanagement, EPPPS-Management, etc.).
  • An das interne Auditmanagement werden erhöhte Anforderungen gestellt (9.2).
  • ISO/TS 9002:2016 wird als Leitfaden zur Anwendung der ISO 9001:2015 in der Schienenfahrzeugindustrie empfohlen.
  • Das Kapitel 3.1 beinhaltet zahlreiche branchenspezifische Begriffe und Definitionen.
  • Anforderungen hinsichtlich des Qualitätsmanagement-Beauftragten, des Managers für Kundebeziehungen, des Qualitätsmanagement-Handbuchs, der 12 K.O.-Fragen, dokumentierten Verfahren oder Vorbeugemaßnahmen tauchen nicht mehr auf.

ISO/TS 22163 – QM in der Bahnindustrie
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