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Europäische Union: Gleicher Stellenwert des Datenschutzes?

Datenschutz in Europa: Die EU-DSGVO

Am 28. Januar wird der Europäische Datenschutztag begangen. Er wurde auf Initiative des Europarats ins Leben gerufen um die Bürger Europas für den Datenschutz zu sensibilisieren. Das Datum geht auf den 28. Januar 1981 zurück, an dem die Europäische Datenschutzkonvention unterzeichnet wurde.

Doch welchen Stellenwert hat der Datenschutz in Zeiten von Digitalisierung und Big Data? Gelingt es, alle Menschen in der EU gleichermaßen für den Schutz ihrer persönlichen Daten zu sensibilisieren? Oder anders gefragt: Hat Datenschutz in Europa überhaupt überall den gleichen Stellenwert?

EU-DSGVO stärkt Rechte von EU-Bürgern

Ein Schritt in Richtung der Stärkung der Rechte von EU-Bürgern hinsichtlich dem Schutz ihrer personenbezogenen Daten wurde mit der EU-DSGVO bereits getan. Diese soll zu einer weitgehenden Vereinheitlichung europäischen Datenschutzrechtes führen und bedeutet neue Transparenz- und Informationspflichten für Unternehmen. Gerade in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche wird die Sicherheit persönlicher Daten und der bewusste Umgang mit den eigenen Daten immer relevanter. Neben den Potenzialen, die die Digitalisierung für Unternehmen und Nutzern mit sich bringt, birgt sie ebenso Gefahren. Vor allem, wenn zunehmend sorglos mit persönlichen Informationen umgegangen wird.

Andere Länder, andere Sitten?

Einem gemeinsamen Datenschutzgesetz sollte eine gemeinsame Vorstellung über den Wert persönlicher Daten sowie über den bewussten und reflektierten Umgang mit ihnen vorausgehen. Ist dies in Europa bereits der Fall oder steht die Europäische Union hier mit der Schaffung eines kritischen Bewusstseins bei ihren Bürgern noch ganz am Anfang?

Laut der 2016 vom Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation erhobenen Studie „BIG DATA – wann Menschen bereit sind, ihre Daten zu teilen“, lassen sich noch erhebliche Unterschiede zwischen den europäischen Ländern im Umgang mit persönlichen Informationen feststellen. Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass viele Menschen ihre Daten täglich teilen, ohne zu wissen, was mit diesen eigentlich passiert. Nur wenige der Befragten fühlen sich über die Sammlung ihrer Daten durch verschiedene Organisationen ausreichend informiert.

Am meisten Informationen haben die befragten Europäer über die Datenverwendung ihres Arbeitgebers (28 Prozent geben an, hierüber sehr viel bzw. relativ viel zu wissen). Rund ein Viertel glaubt, über die Datensammlung durch Telekommunikationsanbieter, Gesundheitsorganisationen, Banken, Suchmaschinenanbieter und Anbieter sozialer Netzwerke Bescheid zu wissen. Hier geben die Niederländer generell ein höheres Kenntnisniveau an (38 Prozent) an, während demgegenüber eine vergleichsweise geringe Anzahl an Italienern viel oder sehr viel Wissen angeben (16 Prozent). Lediglich ein knappes Viertel (24 Prozent) gibt an zu wissen, wie der eigene Staat mit persönlichen oder personenbezogenen Daten umgeht. Auch hier treten die Niederländer positiv hervor (44 Prozent). Vor allem im Bereich der Online-Shops und Online-Bezahldienste scheint es eine Wissenslücke zu geben. Nur einer von fünf Befragten fühlt sich über die Datensammlung und -nutzung durch Online-Shops (21 Prozent) und Online-Bezahldienste (20 Prozent) ausreichend informiert.

Bei der Frage nach der Bereitschaft, die eigenen Daten (z. B. Gesundheits-, Finanzdaten, Fahrtenschreiber, Stromverbrauch usw.) im Austausch gegen Vorteile wie niedrigere Kosten oder personalisierten Service offenzulegen, lassen sich ähnliche Unterschiede innerhalb Europas feststellen. Diese Frage wurde in einer internationalen GfK-Umfrage mehr als 22.000 Verbrauchern ab 15 Jahren online gestellt. Auf Europa bezogen zeigen die Ergebnisse, dass vor allem Deutsche, Franzosen und Niederländer es ablehnen, ihre Daten preiszugeben, auch wenn sie im Austausch Vorteile oder Prämien erhalten.

Studie zur Bereitschaft, persönliche Daten im Austausch für Vorteile zu teilen

Eigene Darstellung. Datenquelle: Global GfK survey (2017): Willingness to share personal data in exchange for benefits or rewards

Unterschiedliches Verhalten nach Alter und Bildung

Ein weiteres interessantes Ergebnis, welches beide Studien zeigen, ist der Einfluss von Alter und Bildung. Laut der GFK-Studie teilen weltweit vor allem die 30-40-jährigen Ihre Daten gegen Vorteile. Und nach der Erhebung des Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation steigt die digitale Souveränität des einzelnen Bürgers in Europa mit zunehmendem Bildungsstand. Je höher das formale Bildungsniveau des Einzelnen, desto höher auch das Wissen über die Praxis der Datensammlung. Ältere Nutzer (über 60 Jahre) fühlen sich gegenüber Jüngeren weniger gut über die Verwendung ihrer Daten informiert.

Kulturelle Unterschiede müssen berücksichtigt werden

Was lässt sich aus den Studienergebnissen schlussfolgern? Wie andere Studien zur Digitalisierung der Gesellschaft schon gezeigt haben, sind vor allem Einflussfaktoren wie Bildung und Alter relevant. Auch gibt es Unterschiede zwischen den europäischen Ländern trotz globalisierter Märkte und digitaler Vernetzung, was auf einen kulturell und strukturell unterschiedlich geprägten Umgang mit persönlichen Daten schließen lässt. Ein gemeinsames europäisches „Datenschutzbewusstsein“ muss auf die sozialstrukturellen und kulturellen Unterschiede bei der Sensibilisierung der Bürger Rücksicht nehmen. Der Aspekt der Pfadabhängigkeit und der Grad der vorhandenen Medienkompetenz darf hier nicht vernachlässigt werden.

Um die Prinzipien des Datenschutzes auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung aufrechterhalten zu können, sollten oft unterschätzte Aspekte wie Transparenz der Datennutzung, benutzerfreundliche Sicherheitsprodukte, Verständlichkeit der Erläuterungen und AGB sowie klare Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Daten in den Fokus rücken.

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