Menü

29. September 2014

Risikomanagement bringt Ruhe ins Unternehmen

„Risikomanagement ist ein Prozess, der mit zunehmender Dauer an Komplexität zunimmt. Wer sich mit der zu erwartenden neuen ISO 9001 beschäftigt, kann auf bewährte Methoden aufsetzen. Da aber jedes anwendende Unternehmen individuell ist, muss es seine eigenen Herausforderungen meistern.“ So fasste Olaf Pietler, Geschäftsführer der Frankfurter Beratung Quality Design und Leiter des Regionalkreises, seinen Vortrag zusammen. „Risikomanagement für operative Prozesse“ lautete Anfang September das Thema in der DGQ-Geschäftsstelle.

Als Begriff beschreibt Risiko ein Ereignis mit der Möglichkeit negativer Auswirkung. Als Problem stellt sich Risiko in Form von begrenztem Wissen über Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit mit unterschiedlicher subjektiver Bewertung dar. Zunehmend wird der Begriff aber auch in Verbindung mit Chancen genannt. So komme es im Qualitätsmanagement darauf an, Risiken und Chancen zu definieren, um sicherzustellen, dass das QMS seine beabsichtigten Ergebnisse erzielt, unerwünschte Auswirkungen verhindert und fortlaufende Verbesserungen realisiert, so Pietler mit Verweis auf den aktuellen Entwurf ISO DIS 9001:2014. Darin werde im Umgang mit Risiken und Chancen besonderes Augenmerk auf die Wirksamkeitsbewertung von Maßnahmen gelegt.

Möglichkeiten im Umgang mit Risiken seien etwa „das Risiko einzugehen, um Chancen wahrzunehmen, Risikoquellen zu beseitigen, Konsequenzen zu minimieren und das Risiko zu teilen“, sagte der akkreditierte Auditor. Bereits 1985 hatten fünf führende Organisationen in den USA mit der Gründung des „Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO)“ einen systematischen Ansatz für die Finanzberichterstattung entwickelt, der sich, so Pietler, auf andere Risikobetrachtungen übertragen lasse. Den „COSO Cube“ bezeichnete er als einen „übergreifenden Ansatz zur strategischen, methodischen und organisatorischen Betrachtung von Risiken“.

Die strategische Betrachtung von Risiken setzte in Sachen Zielerreichung auf die SWOT-Analyse, das Managementreview und konsequente Regeleinhaltung. Bei der methodischen Betrachtung erfolge die Zieldefinition über Risikobewertung, Kontrollaktivitäten, Kommunikation und Überwachung. Die organisatorische Betrachtung sei nach Geschäftsbereichen, Organisationseinheiten, Produktionslinien und Standorten unterteilt.

Mittels Business Impact Analyse (BIA) gliedere sich ein aktives Risikomanagement in die Phasen der Identifikation, Bewertung, Steuerung, Kontrolle und Bericht. Die Risikoidentifikation analysiere die geographische und allgemeine Struktur. Bewertet werde das Risiko nach Eintrittswahrscheinlichkeit und möglicher Schadenshöhe in den Stufen „sehr gering, gering, signifikant und hoch“. „Sie definieren, ab welcher Stufe Sie Vorkehrungen treffen müssen oder wie die Entscheidungshierarchie ist“, sagte Pietler und fügte an, dass der gleiche Prozess zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich kritisch seien könne. Zur Risikosteuerung empfahl der Wirtschaftsingenieur, für Risiken geeignete Kenngrößen zu definieren und diese in die Prozesse zu integrieren. Darüber hinaus komme kein Managementsystem ohne eine Kontrollphase aus. Denn damit verbunden seien häufig Haftungsfragen oder Beitragshöhen für Versicherungen. Insofern sollte jede Organisation im Vorfeld definieren, wie sie mit Abweichungen umgeht und welche Kommunikationswege sie beschreitet. In der letzten Phase sei dann das Thema Risikomanagement in das bestehende Berichtswesen bzw. den regelmäßigen Unternehmensreport integriert.

Für die Praxis empfahl er den Aufbau eines Business Continuity Managements, das etwa den Ausschnitt eines einfachen Prozesses auf kritische Checkpunkte untersucht, diese bei Erreichung positiv, bei Nichterreichung negativ meldet. Das wiederum erfordere eine gezielte Kommunikation, die mit der Prüfung der Meldung beginnt, dann die aktuelle Lage bewertet und über zu treffende Maßnahmen informiert. „Wer sich systematisch mit den eigenen Risiken beschäftigt, bringt Ruhe in das Unternehmen“, war Pietler überzeugt.

Leiter des Regionalkreises: Olaf Pietler, Quality Design GmbH, Eschersheimer Landstr. 60-62, 60322 Frankfurt am Main, mobil: 0176-10454497