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11. Dezember 2014

ISO-Revisionen 2015: Die Weichen sind gestellt

Knapp 500 Teilnehmer sind in diesem Herbst der Einladung von DGQ, DIN und DQS gefolgt, sich über den Stand der Revisionen von ISO 9001 und ISO 14001 zu informieren. Der Zeitpunkt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, war gut gewählt: Schließlich können wichtige Eckdaten und Neuerungen mit Vorliegen der Normentwürfe (DIS) bereits auf einer richtungweisenden Grundlage betrachtet werden. Welche Rolle diese international anerkannten Regelwerke in den globalen und regionalen Märkten auch künftig spielen werden, erfuhr das Fachpublikum von Benedikt Sommerhoff (DGQ), Katherina Wührl (DIN) und Frank Graichen (DQS). Die Kooperationsveranstaltungen von DGQ, DIN und DQS werden 2015 mit einem dann aktualisierten Konzept fortgesetzt.

Das Programm der insgesamt vier Tagungstermine in 2014 reichte von faktenbasierten Informationen zum Zeitplan und den Übergangsfristen bis hin zu ersten Interpretationen von Textstellen, die neue Anforderungen in sich bergen. Dass sich die Veranstalter im Vorfeld auf ein so weites Pensum verständigt hatten, erwies sich als vorausschauend: Bei einer elektronischen Befragung vor Ort gaben im Schnitt rund 70 Prozent der Teilnehmer an, bislang keine bzw. nur geringfügige Kenntnisse vom DIS zu ISO 9001:2015 zu besitzen. Beim DIS zu ISO 14001 fielen diese Werte sogar deutlich höher aus.

Frank Graichen (DQS) für die QM-Norm und Katherina Wührl (DIN) für das Umweltmanagement warfen sich gegenseitig die Bälle zu, als es am Vormittag um die wichtigsten Änderungen in den Regelwerken ging. Dass diese zu einer merklichen Bewegung in den Organisationen selbst führen können, zeigte zum Beispiel der Blick auf die verstärkten Anforderungen an die oberste Leitung bezüglich Verpflichtung und Mitwirkung am Managementsystem. Immer wieder ergänzt wurden diese Informationen durch Hinweise auf Dokumente etwa auf der ISO-Webseite, auf geplante unterstützende Dokumente wie ISO/TS 9002 und ISO 14004 sowie auf Formulierungen in den Kapitelanmerkungen und Anhängen. Auch beim Beleuchten zentraler Themen der Revision wurden die Teilnehmer direkt während des Vortrags zu einer elektronischen Abstimmung aufgefordert. Zur Auswahl standen der Fokus auf das Prozessmanagement, das Kennen der Erwartungen interessierter Parteien, der risikobasierte Ansatz und das Organisationswissen als Ressource. Die Frage lautete, welche dieser Änderungen wohl als nützlichste Erweiterung für das eigene Unternehmen betrachtet werde. Der Favorit? Im Schnitt 47 Prozent der Gäste votierten für die risikoorientierte Betrachtung von Prozessen.

Mehr Handlungsspielraum: Manches steht zwischen den Zeilen

Im Laufe des Tages wurde erkennbar, dass eine merkliche Entwicklung beider Normen dahin geht, über den Tellerrand hinauszuschauen. Durch die Anwendung von ISO 14001 etwa sollen Unternehmen Umweltbelastungen nicht nur vermeiden, sondern die Umwelt schützen und dafür auch sozioökonomische Erfordernisse in Betracht ziehen, den Lebensweggedanken integrieren und die Kommunikation nach außen und innen stärken. Das Beispiel zeigt, wie mit der Revision teilweise größere Handlungsspielräume eröffnet und mehr Entscheidungsoptionen möglich sind. Gerade zu Beginn werde dabei manches zwischen den Zeilen zu lesen sein, stellte Frank Graichen fest und kommentierte knapp: „Da wird es die eine oder andere Diskussion mit dem Auditor geben.“

Der Beauftragte der obersten Leitung wird auch künftig nicht fehlen

Mit Blick den Beauftragten der obersten Leitung – „Es gibt keinen QMB mehr“ – griff Benedikt Sommerhoff von der DGQ ein Thema mit Potenzial für die Zukunft auf. Über den Job Title auf der Visitenkarte macht sich Sommerhoff dabei weniger Gedanken. Für ihn entsteht mit den Revisionen vielmehr die notwendige Gelegenheit, die „Q-Berufe“ weiterzuentwickeln. Qualitätsmanager sieht er dabei durchaus als Organisationsentwickler – und er fordert die Berufsgruppe auf, diese Rolle als Führungskraft auch aktiv anzunehmen. Sommerhoffs Fazit: „Der Beauftragte der obersten Leitung wird in Unternehmen mit einer guten Qualitätskultur der Leitung nicht fehlen – und in Unternehmen mit einer schlechten Qualitätskultur nichts ausrichten.“ Eine Positionierung des DGQ-Fachkreises „Q-Berufe“ zum Rollenbild wird übrigens für Ende Januar 2015 erwartet.

„Das wird mancher von Ihnen als Hausaufgabe mitnehmen“

Insgesamt gelang es den Referenten, eine Vielzahl von Informationen, Hinweisen und Stichworten zu einem greifbaren Gesamtkontext zusammenzufügen. Dieser zunehmend erkennbare rote Faden versetzt die rund 500 Teilnehmer in diesem Jahr in die Lage, eine erste Bilanz zu ziehen, rechtzeitig Handlungsfelder zu bestimmen und einen Zeitplan zu entwickeln, wann die eigene Organisation auf die revidierten Normen umsteigen kann und möchte. Bezogen auf ISO 9001 ging übrigens die Mehrheit der Teilnehmer mit einer realistisch-selbstbewussten Einschätzung aus den Veranstaltungen heraus: Knapp 45 Prozent erkennen die Revision durchaus als Herausforderung für die eigene Organisation an, scheuen sich aber nicht vor der Bewältigung. Oder anders formuliert: „Da gibt es etwas zu tun, aber wir schaffen das.“

2015 mit DGQ, DIN und DQS in die Zielgerade der Revisionen

Bei der Bewältigung von Herausforderungen werden DGQ, DIN und DQS ihre Mitglieder und Kunden auch in 2015 unterstützen. Ab Mitte Mai starten die Kooperationspartner mit insgesamt zehn ganztägigen Veranstaltungen zu ISO 9001 und vier Veranstaltungen zu ISO 14001. Neu im Konzept dieser Termine sind Workshops. In diesen Arbeitsrunden wird den Teilnehmern die vertiefte Auseinandersetzung mit wichtigen Kernpunkten, Praxisauslegungen und Umsetzungshilfen ermöglicht. Informationen zum Programm und Links zur Buchung unter www.isorevision.de.

Knapp 14 Prozent der Teilnehmer in 2014 gaben an, schon in 2015 auf die neue ISO 9001 umzusteigen, rund 32 Prozent haben das für 2016 vor.

Autor:
Matthias Vogel
Leiter Marketing & Communication
DQS GmbH